Vielen Betroffenen fehlt der Mut, sich mit ihrem letzten Wunsch zu melden

Das Team des Herzenswunsch-Hospizmobils bereitet seit 2018 schwerstkranken Menschen mit seinen besonderen Unternehmungen noch einmal unbeschwerte Stunden. Heuer haben die Helfer, die demnächst mit ihrer berührenden, ehrenamtlichen Arbeit offiziell unter das Dach des BRK-Bezirksverbands schlüpfen sollen, ihre 50. Fahrt organisiert. Projekt-Ansprechpartnerin Angela Fischer und das Leitungsgremium appellieren an Interessenten, nicht zu zögern und sich früh genug in Straubing zu rühren. Denn: Oft klopft der Tod schneller an, als die Verantwortlichen planen können.

Von Frank Betthausen

Straubing. Für Angela Fischer und das Team des Herzenswunsch-Hospizmobils war 2023 ein besonderes Jahr. Die ehrenamtlichen Rot-Kreuz-Aktiven, die seit Mitte 2018 von Straubing aus schwerstkranken Menschen mit ihren Unternehmungen noch einmal unbeschwerte Stunden und ein großes Stück Lebensfreude schenken wollen, haben heuer ihre 50. Fahrt organisiert.

„Nein sagen?! Das kann ich nicht! Und wenn es gar nicht anders geht, fahre ich selber mit.“ Projekt-Ansprechpartnerin Angela Fischer

Und: Noch eine „Marke“ steht bevor. Die Verantwortlichen sollen in wenigen Wochen – unter anderem mit neuen Büroräumen – offiziell unter das Dach des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz schlüpfen und ihre Dienste allen 16 Kreisverbänden in Ostbayern anbieten. Finale Gespräche dazu sind laut BRK-Bezirksbereitschaftsleiter Dieter Hauenstein zum Jahreswechsel geplant.

Wobei es Klaus Klein als dem Vater der Herzenswunsch-Hospizmobil-Initiative wichtig ist, zu betonen, dass die besondere Tätigkeit im Ehrenamt schon immer ein Bezirksverbands-Projekt und dort angesiedelt gewesen sei. „In den vergangenen Jahren ist es nur eben vom Kreisverband Straubing aus delegiert und koordiniert worden“, erläutert er.

Mehrtagesfahrten und ganz einfache Wünsche

Von dort aus hat es in den vergangenen fünf Jahren Kreise gezogen und einen großen Bekanntheitsgrad erlangt. „Wir haben klein angefangen. Mittlerweile kommen die Leute von selbst auf uns zu. Ich werde sogar schon beim Einkaufen darauf angesprochen“, erzählt Fischer, nach deren Worten 2023 „von den Wünschen her bislang ein sehr abwechslungsreiches Jahr gewesen ist“.

Aufwändige Mehrtagesfahrten waren genauso dabei wie einfache Wünsche, die für die Betroffenen doch immer wieder so wichtig und groß sind – mit Freunden ein letztes Mal essen zu gehen beispielsweise. Oder aus dem Hospiz noch einmal nach Hause in die vertraute Umgebung zu fahren…

Die Jubiläumsfahrt führte nach Waging am See

„Wenn die Kriterien erfüllt sind und ich ein Team habe, dann machen wir es!“, sagt Angela Fischer. „Nein sagen?! Das kann ich nicht! Und wenn es gar nicht anders geht, fahre ich selber mit“, meint sie. So mussten seit 2018 tatsächlich erst zweimal Anliegen zurückgewiesen werden. Und die Voraussetzungen für diese Fahrten waren in beiden Fällen „leider wirklich nicht erfüllt“, wie Fischer sagt.

Heuer haben nach ihren Angaben schon wieder knapp 15 Unternehmungen stattgefunden – darunter die erwähnte Jubiläumsfahrt. Tour 50 führte am 17. März nach Waging am See. Eine 72-Jährige mit Brustkrebs im Endstadium wollte damals noch einmal an den Ort zurückkehren, an dem sie früher so gerne Urlaub gemacht hatte.

Besonders berührend war für die Aktiven das Schicksal des kleinen Seppi. Der Grundschüler, der an einem inoperablen Gehirntumor leidet, wollte ebenfalls noch einmal in die Ferien fahren. Die Wunscherfüller des BRK begleiten ihn an den Gardasee, wo er unter anderem vergnügte Stunden im Gardaland verbrachte…

Demnächst steht die 65. Fahrt an. Bei insgesamt 88 Anfragen im gesamten Projektzeitraum!

„Es macht schon fast süchtig – und es berührt. Alle Helfer, die einmal mitgefahren sind, wollen beim nächsten Mal wieder mit dabei sein.“ Projekt-Ansprechpartnerin Angela Fischer

Die Diskrepanz zeigt, in welch ernster Lebenssituation die Betroffenen stecken. „Oft kommt die Anfrage einfach zu spät“, sagt Fischer. Die Menschen sterben, so traurig es ist, bevor ihr Wunsch erfüllt werden kann – manchmal auch während der Planungsphase der Fahrt.

So wie im Fall eines 38-Jährigen, der ein letztes Mal zum Oktoberfest wollte – oder wie bei dem leidenschaftlichen Biker, den es noch einmal nach Italien zog… „Wir haben die Vorfreude geschickt“, sagt Klaus Klein in diesen Situationen tröstend.

Bernhard Heuschneider, Mitglied im Leitungsgremium, weist darauf hin, dass der Wunsch im Zweifelsfall immer angepasst werde. „Das Wichtigste ist, dass die Leute sich trauen, sich zu melden“, betont er und findet an dieser Stelle lobende Worte für Angela Fischer. Ihr Planungspart dürfe nicht unterschätzt werden. „Sie steckt viel, viel Zeit und Arbeit in das Thema. Die Vorbereitung dauert fast immer länger als die Fahrt an sich.“

Die Organisatorin verweist bescheiden auf die Ziele des Herzenswunsch-Projekts. „Die Fahrten sollen für unsere Gäste wunderbare Erlebnisse sein. Das ist unser und mein Ansporn“, erklärt sie. Und sie ergänzt: „Es macht schon fast süchtig – und es berührt. Alle Helfer, die einmal mitgefahren sind, wollen beim nächsten Mal wieder mit dabei sein.“
 

Hintergrund: Das Herzenswunsch-Hospizmobil

Voraussetzungen: Ein Wunsch für eine Fahrt kann, wie es im Projekt-Flyer heißt, für jeden angemeldet werden, der an einer palliativen Grunderkrankung leidet. Durch die Finanzierung über Spenden sei die Wunscherfüllung völlig kostenfrei.

Erfahrungen: Betroffene müssen sich, wie die Verantwortlichen weiter schreiben, nicht in der letzten Lebensphase befinden. Die Erfahrung zeige aber: Je früher der Wunsch angemeldet werde, desto schöner sei dessen Erfüllung.

Team: Das Team der ehrenamtlichen Helfer, die sich in die Arbeit rund um das Herzenswunsch-Hospizmobil des BRK einbringen, umfasst laut Ansprechpartnerin Angela Fischer derzeit rund 50 Personen im Alter zwischen 22 und 70 Jahren. Etwa 25 von ihnen sind regelmäßig aktiv.

Kontakt: Wer einen Wunsch hat, kann sich telefonisch unter der Nummer (0 94 21) 99 52-15 15 an sie wenden. Die E-Mail-Adresse lautet: herzenswunsch(at)kvstraubing.brk.de. Weitere Informationen sind auf der Internetseite www.herzenswunsch-hospizmobil.de zu finden. Dort können ebenfalls Wünsche angemeldet werden.

Spenden: Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann dies unter folgender Bankverbindung tun: IBAN DE72 7425 0000 0000 0919 91, BIC BYLADEM1SRG, Verwendungszweck Herzenswunsch-Hospizmobil.