„Du solltest merken, ob es deinem Gegenüber gut oder schlecht geht“

Er meisterte vier Ausbildungen, führte neun McDonald’s-Filialen in Niederbayern und leitete von 2005 bis 2016 als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Landshut: Hans Rampf. An diesem Donnerstag wird der BRK-Bezirksvorsitzende 75 Jahre alt. Im Interview mit Pressesprecher Frank Betthausen gibt der leidenschaftliche Ex-Fußballer und bekennende AC/DC-Fan, den große Bodenständigkeit und seine soziale Ader auszeichnen, einen Einblick in sein Seelenleben – in einem Abschnitt, den er als „Abenddämmerung“ bezeichnet. „Ich habe mit den Jahren ein großes Stück Gelassenheit gewonnen und muss vor niemandem gebückt herumlaufen und mich auch niemandem anbiedern", sagt er.

Von Frank Betthausen

75 Jahre! Hans, was beschäftigt dich, wenn du an diesen Geburtstag denkst?

Hans Rampf: Die 75, ja! Mit dieser Zahl im Kopf gehst du im letzten Abschnitt deines Lebens doch nochmal einiges durch für dich und machst dir bewusst, dass die Abenddämmerung begonnen hat (lacht). Die Nacht ist noch nicht angebrochen, aber du weißt, dass du in einem Bereich angelangt bist, in dem man nicht mehr die allergrößten Ziele hat.

„Wenn ich zurückschaue, bin ich mit mir absolut im Reinen. Mir fehlt nichts, ich vermisse nichts…“ Hans Rampf, BRK-Bezirksvorsitzender

Es ist ein Abschnitt, in dem man sein Leben normalerweise Revue passieren lässt. Was nicht heißt, dass es vorbei ist! Meine Ehrenämter erfüllen mich nach wie vor. Am größten ist aktuell der Wunsch, dass in der Familie alle gesund bleiben und alles möglichst lang so weiterläuft, wie es gerade ist.

Hattest du jemals ein Problem mit dem Älterwerden?

Hans Rampf: Nein. Natürlich hast du dich als Jugendlicher einmal damit beschäftigt, wenn Großeltern oder Menschen in der Nachbarschaft gestorben sind. Aber das ist der menschliche Lauf, der irgendwann zu Ende geht. Ich hatte immer neue Ziele und habe mich immer in die Gesellschaft eingebracht. Gedanken ans Älterwerden oder den Tod haben da nie im Vordergrund gestanden.

Apropos „Revue passieren lassen“! Was geht dir durch den Kopf, wenn du zum 75. Geburtstag auf dein Leben blickst?

Hans Rampf: Ich habe in all den Jahren – sei es beruflich oder in der Politik – doch ein paar Erfolge feiern dürfen und einiges erreicht, was mich zufrieden gemacht hat. Wenn ich zurückschaue, bin ich mit mir absolut im Reinen. Mir fehlt nichts, ich vermisse nichts… Ich habe mit den Jahren ein großes Stück Gelassenheit gewonnen und muss vor niemandem gebückt herumlaufen und mich auch niemandem anbiedern. Grundsätzlich bin ich immer schon jedem mit Respekt gegenübergetreten und habe den Menschen in ihm gesehen. Egal, welchen Hintergrund er hatte… Egal, ob er eine Behinderung mitbrachte oder aus einem anderen Land stammte… Hier bin ich stark durch meine Eltern geprägt.

Was hat dich als Politiker und Unternehmer ausgezeichnet?

Hans Rampf: Als Unternehmer hatte ich viele Lehrjahre zu meistern und bin an und mit meinem Betrieb gewachsen. 500, 600 Mitarbeiter – das ist eine hohe Anzahl, die du zu führen und für die du Vorbild zu sein hattest. Da war ich mit Sicherheit immer zielbewusst. In die Politik – eine völlig andere Welt! – wollte ich ursprünglich nie, weil ich sie zu sehr mit Lobbyismus in Verbindung gebracht habe. Aber ich habe es gelernt – als naiver Wirtschaftler (lacht)! –, in den Strömen mitzuschwimmen… Worauf ich allerdings bis heute stolz bin: Dass ich mir zu allen Leuten und Kollegen eine gewisse Grunddistanz erhalten habe. Ich war freundlich, nett und kameradschaftlich, habe mich aber nie Seilschaften angeschlossen. Natürlich sind auch Freundschaften entstanden, aber ich habe mir stets ausgesucht, mit wem ich kann und will.

Was charakterisiert dich als Mensch?

Hans Rampf: Ich bin sehr sozial. Wahrscheinlich oft zu sozial! Aber: Du solltest einfach merken, finde ich, ob es deinem Gegenüber gut oder schlecht geht. Der eine ist vielleicht gerade in einer psychischen Schieflage, der andere hat ein finanzielles Problem… Ich hatte da mein Leben lang ein offenes Ohr und habe jeden, soweit es in meinen Möglichkeit lag, unterstützt. Wahrscheinlich ein Helfersyndrom (lacht)! Es war jedenfalls mein Weg, mehr zu geben als zu nehmen. Auch als Sponsor für Vereine! Wobei ich das meistens still im Hintergrund getan habe… Trotzdem war ich jederzeit konsequent und zielstrebig. Wenn mir Leute nicht mitgespielt haben, war ich mehr als einmal so frei, zu sagen: „Moment, so geht das nicht! Entweder du oder ich!“

Was bringt dich auf die Palme?

Hans Rampf: Provozieren kann man immer… Mich kann man mit Unwahrheiten oder Halbwahrheiten in Rage bringen. Aber so richtig explodiert bin ich in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Früher kam das schon vor, ja.

Gibt es Punkte oder Abzweigungen in deinem Leben, von denen du sagst „Da hätte ich Dinge anders machen oder einen anderen Weg nehmen müssen“?

„Ich bin meiner Frau unglaublich dankbar dafür, dass sie mir meine berufliche und politische Karriere ermöglicht und mir in der Familie und bei der Erziehung unserer drei Töchter immer den Rücken freigehalten hat.“ Hans Rampf, BRK-Bezirksvorsitzender

Hans Rampf: Ich bereue ein paar Dinge, ja. Es sind keine großen Entscheidungen – aber es gibt sie. Als Oberbürgermeister hätte ich zum Beispiel gerne – und darüber ärgere ich mich heute noch manchmal – eine Migrationsquote eingeführt. Um Menschen anderer Herkunft – unabhängig von ihren Schulnoten – eine Ausbildungschance in der Stadtverwaltung zu geben. Das hätte ich als Dienstvorgesetzter durchsetzen können, habe es aber nicht getan. Als Unternehmer würde ich in der Rückschau nichts anders machen. Privat bin ich meiner Frau unglaublich dankbar dafür, dass sie mir meine berufliche und politische Karriere ermöglicht und mir in der Familie und bei der Erziehung unserer drei Töchter immer den Rücken freigehalten und mich in dieser Weise begleitet hat. Wir haben bis heute ein sehr vertrauensvolles Verhältnis.

Was schätzt du am Roten Kreuz, was hat dich dazu gebracht, dich hier zu engagieren?

Hans Rampf: Letztlich bin ich dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ich war als Oberbürgermeister in Landshut automatisch Mitglied des Kreisvorstands und alternierend mit dem Landrat Vorsitzender. So bin ich in die Aufgaben hineingeschlittert und habe die Organisation zum ersten Mal wirklich kennengelernt. Mit Blick auf die ehrenamtliche Tätigkeit der Aktiven ist mir in dieser Zeit erst bewusst geworden, was Menschen da in ihrer Freizeit für die Gesellschaft leisten. Das hat mich fasziniert und mir immer deutlicher gezeigt: Das ist eine tolle Geschichte, da mit dabei zu sein. So ist das mit den Jahren gewachsen – bis mich Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler vor gut drei Jahren angesprochen und für das Amts des BRK-Bezirksvorsitzenden begeistert hat. Ich habe es keine Sekunde bereut! Auch wenn ich schon heute ganz klar sage: Bei der Wahl in zwei Jahren ist Schluss! Ich würde mich freuen, wenn ich meine Expertise danach als hinzuberufenes Mitglied im erweiterten Vorstand weiter mit einbringen dürfte – aber ab 2025 sollen und müssen Jüngere ran.

Vielen Dank für das Gespräch, Hans! Wer dir zuhört und deine Bodenständigkeit erlebt, geht nicht davon aus, dass du an diesem Donnerstag mit einer großen Gala feierst. Oder ist es überraschenderweise doch anders?

Hans Rampf: Nein! Ich bin nicht der, der an jedem runden Geburtstag eine Show abzieht. Ich nehme den Tag zur Kenntnis, freue mich, wenn sich Leute erinnern und mir gratulieren, aber ich bin nicht der Mann, der jedes fünfte Lebensjahr mit großen Allüren feiert. Das werde ich auch an meinem 75. Geburtstag so halten. Ich werde am Sonntag im engsten Familienkreis ein wenig anstoßen. Am Freitag ist ein kleiner interner Empfang bei der Stadt Landshut geplant.
 

Zur Person: Hans Rampf

Herkunft: Hans Rampf war von 2005 bis 2016 Oberbürgermeister von Landshut. Seit 2021 fungiert er als Vorsitzender des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz. Als Erstgeborener kam er am 19. Oktober 1948 in Mallersdorf auf die Welt und wuchs in Laberweinting (Landkreis Straubing-Bogen) auf. „Wir waren Arbeiterkinder“, sagt er über seine drei Geschwister – ein Bruder ist bereits gestorben – und sich. Sein Vater war Zimmerer, seine Mutter Schneiderin.

Ausbildung: Hans Rampf erlernte als Jugendlicher den Bäckerberuf. Später schloss er drei weitere Ausbildungen ab: zum Koch, zum Verkäufer und zum Einzelhandelskaufmann. 1970 zog es ihn nach Landshut. Als großes Fußballtalent lotste ihn die örtliche SpVgg in die Stadt. Der Verein vermittelte ihm eine Stelle als Koch bei Hertie. „Mein Traum war es immer, selbstständig und unabhängig zu sein“, sagt Rampf. So betätigte er sich ab 1981 als Franchise-Nehmer bei McDonald’s.

Restaurants: Auf dem Höhepunkt seiner Zeit als Geschäftsführer unterstanden ihm neun Filialen der Schnellrestaurant-Kette in und um Landshut. Als er 2005 seinen Posten als Oberbürgermeister antrat, übergab er die Gastro GmbH einer seiner drei Töchter.

Familie: Mit seiner Frau, die er in Landshut kennengelernt hatte, ist er seit 51 Jahren verheiratet. Das Paar freut sich heute über vier Enkel. „Das ist unser gemeinsamer Nebenjob“, scherzt er. „Wir sind die großen Taxifahrer – von den Klavierstunden übers Eishockeyspielen bis zum Reiten sind wir als Chauffeure gefordert.“

Hobbys: Der Sport hat es Hans Rampf bis heute angetan. Als ehemaliger Jogger bricht der 75-Jährige zwei- bis dreimal pro Woche zu strammen Spaziergängen auf. Als Ausgleich hielt er sich außerdem lange Zeit über Krafttraining fit. Der Landshuter ist bekennender Rockmusik-Fan und hört gerne AC/DC, Deep Purple oder die Rolling Stones.