„Unter dem Strich sind es 75 Jahre Hilfe am Menschen"

Am 13. September 1947 schlug die Geburtsstunde des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz. 75 Jahre später führt Bezirksvorsitzender Hans Rampf eine Organisation mit „starker Ausstrahlung" an. Im Interview mit Pressesprecher Frank Betthausen erzählt der frühere Landshuter Oberbürgermeister darüber, was es ihm persönlich bedeutet, im Jubiläumsjahr sein hohes Amt bekleiden zu dürfen. Er spricht über Frotzeleien zwischen Niederbayern und Oberpfälzern und skizziert, wie das BRK in Ostbayern den Weg in die Zukunft meistern kann. 

Von Frank Betthausen

Herr Rampf, 75 Jahre BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz! Was geht Ihnen da spontan durch den Kopf?

Hans Rampf: 75 Jahre sind eine lange Zeit. Unter dem Strich sind es 75 Jahre Hilfe am Menschen! Es bedeutet, dass wir seit 1947 immer da sind, wenn unsere Hilfe benötigt wird. Mit einem System, das es uns ermöglicht, immer effektiv und in vielen Lebenslagen zu helfen.

Was bedeutet es Ihnen persönlich, im Jubiläumsjahr Vorsitzender sein zu können?

Hans Rampf: Mir bedeutet das einiges. Aber man muss auch ganz klar sehen und sagen, dass der Verband in den vergangenen Jahrzehnten durch sehr viele Vorstände und Vorsitzende geführt worden ist. Und das sehr erfolgreich! Von daher betrachte ich mich zu diesem Zeitpunkt nur als einen kleinen Teil des großen Ganzen.

„Was mir sehr imponiert, ist der große Erfahrungsschatz, den unsere Ehren- und Hauptamtlichen bei der Arbeit mitbringen. Dadurch können wir in allen Bereichen eine unglaubliche Qualität anbieten, die mich auch ein Stück weit stolz macht." BRK-Bezirksvorsitzender Hans Rampf

Was macht den BRK-Bezirksverband aus und stark?

Hans Rampf: Ich bin selbst immer wieder überrascht, welch starke Ausstrahlung der Bezirksverband hat. Die Kreisverbände arbeiten alle autark und machen gute Arbeit. Wir als Bezirk sind da eher eine begleitende Stufe und ein Vermittler, aber ein sehr wichtiges Bindeglied beispielsweise zur Landesgeschäftsstelle und zum Präsidium. Wir halten unsere Gruppierungen und Organisationen an der Basis erfolgreich zusammen. Diese Funktion habe ich vorher, offen gestanden, gar nicht so bewusst wahrgenommen. Was mir sehr imponiert, ist der große Erfahrungsschatz, den unsere Ehren- und Hauptamtlichen bei der Arbeit mitbringen. Dadurch können wir in allen Bereichen eine unglaubliche Qualität anbieten, die mich auch ein Stück weit stolz macht.

Die Oberpfälzer und die Niederbayern sind nicht immer die allerbesten Freunde. Da wird gerne einmal gefrotzelt… Wie erleben Sie das beim Bezirksverband?

Hans Rampf: Ich nehme hier seit dem ersten Tag ein sehr gutes, konstruktives Miteinander wahr. Ich war trotzdem bei meiner Wahl zum Bezirksvorsitzenden ein klein wenig überrascht, dass ich als Niederbayer eine so hohe Zustimmung auch in der Oberpfalz erfahren habe. Letztlich haben mich die Mitglieder dort kaum oder nicht gekannt. Ich freue mich bis heute sehr über diese breite Vertrauensbasis. Im Übrigen sind wir ja von der Sprache und der Mentalität her gar nicht so weit auseinander – und ich habe bei meinen Terminen bisher keinen Dolmetscher benötigt (lacht). Dass wir uns hin und wieder etwas necken oder auf den Arm nehmen, ist ganz normal.

Sie sind etwas mehr als ein Jahr BRK-Bezirksvorsitzender. Wie fällt Ihr Fazit für diese Zeit aus?

Hans Rampf: Sehr positiv! Ich habe mich ja nicht groß selbst angetragen. Ich wurde damals gefragt, ob ich mir dieses Amt vorstellen könnte. Mein Fazit lautet, dass wir als Organisation sehr gut strukturiert sind. Mit hochengagierten Führungskräften! Auch die Strategien sind klar. Es läuft richtig gut – das darf ich sagen. Das fängt bei unseren Schulen in Neustadt und Plattling an und hört bei der Arbeit im Bezirksvorstand auf.

Die Zeiten sind trotzdem nicht einfach und die gesellschaftlichen Herausforderungen sind enorm… Die nicht enden wollenden Auseinandersetzungen in der Ukraine, Kostensteigerungen, die Pandemie, der demografische Wandel… Welche Antworten muss das BRK darauf geben?

„Die Zukunft beginnt immer schon heute." BRK-Bezirksvorsitzender Hans Rampf

Hans Rampf: Das Rote Kreuz muss immer wieder aufs Neue seine Hausaufgaben machen. Dazu gehört es vor allem, dass wir weiter extrem dahinter sein müssen, gut ausgebildetes Personal zu stellen und Nachwuchs zu finden. Die Zukunft beginnt immer schon heute. Da ist es wichtig, die Bedarfe im Blick zu haben und zu planen – gerade, was unsere Pflegeheime angeht. Bei all dem gilt es, den digitalen Wandel zu meistern und zu begleiten. Da müssen wir uns ständig neu orientieren und am Ball bleiben.

Ihr größter Geburtstagswunsch für den Bezirksverband zum 75-jährigen Bestehen?

Hans Rampf: Dass wir uns alle zusammen diese positive Einstellung, die ich hier kennengelernt habe, erhalten – genauso wie das Bestreben, anderen Menschen zu helfen. Und ich wünsche mir, dass wir uns zwar unsere Überparteilichkeit bewahren, aber trotzdem ein Sprachrohr in die Politik und die Öffentlichkeit hinein bleiben – als Anwalt der Menschen mit einer hohen gesellschaftlichen Aufgabe.

 

Hintergrund: Aus der Geschichte des BRK

  • Zusammenführung: Ab dem 1. Dezember 1945 waren die Regierungsbezirke Niederbayern und die Oberpfalz in der Struktur des Bayerischen Roten Kreuzes in einer eigenen Landesstelle zusammengeführt worden.
  • Umbenennung: Die erste, quasi eigenverantwortliche Landesversammlung des BRK am 11. und 12. April 1947 in Ingolstadt brachte eine neue Satzung auf den Weg, die auch die Umbenennung der bisherigen Landesstellen in Bezirksverbände ergab. 
  • Gründung: Die Geburtsstunde des BRK-Bezirksverbandes Niederbayern/Oberpfalz lässt sich auf den 13. September 1947 datieren.
  • Hauptversammlung: Hier wurde bei der ersten Hauptversammlung – wie es damals noch hieß – Carl Lanz, Präsident der IHK, zum Vorsitzenden gewählt. Bezirksgeschäftsführer war Carl Heindl.