Sie wollen im Netzwerk wachsen, Menschen begeistern und sich gegenseitig stärken

Wasserwacht
Der neue Bezirksvorstand der Wasserwacht nutzte die ersten Wochen dazu, „zusammenzufinden und grundlegende Strukturen zu schaffen“. Das Bild zeigt (von links nach rechts) Benjamin Taitsch als gewähltes Mitglied für die Vertretung im Landesverband sowie Franz-Josef Hock, Christian Gumpendobler, Verena Grad, Markus Ritthaler, Johanna Gierl, Andreas Schmeisl, Daniel Hacker und Mirko Stüdemann.

Der neue Bezirksvorstand der Wasserwacht ist seit etwas mehr als 100 Tagen im Amt. Allerhöchste Zeit, im Interview mit BRK-Pressesprecher Frank Betthausen Bilanz zu ziehen! Das Team von Vorsitzendem Franz-Josef Hock hat sich vorgenommen, den Wasserrettungsdienst in Niederbayern und der Oberpfalz „auf ein neues Level zu heben“. Eine extrem wichtige Aufgabe bestehe darin, Nachwuchs zu gewinnen, um dauerhaft über „sichere“ Einsatzkräfte zu verfügen. „Wir müssen attraktiver werden für die Jugend und sie einfacher an den Einsatzdienst heranführen“, betonen die Führungskräfte.

Wie fällt eure Bilanz für die ersten Monate im Amt aus?

100 Tage nach den Wahlen können wir sagen, dass wir gut angekommen sind als Vorstandschaft im Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz. Wir blicken positiv in die Zukunft. Die neu gewählten Mitglieder der Vorstandschaft wachsen in ihren Ämtern und Aufgaben – und die Lehrgruppen strukturieren sich neu. Sie sortieren die Aufgaben für die nächsten vier Jahre mit voller Motivation. Was uns besonders freut – es ist auch ein Zeichen für die engagierte Arbeit vor Ort –, sind die weiterhin steigenden Mitgliederzahlen. Wir haben im Bezirksverband mehr als 27 000 Mitglieder und sind in diesem Sommer an mehr als 120 Wachstationen und SEG-Standorten einsatzklar gewesen. Tatsächlich konnten wir zum Beispiel in der Kreiswasserwacht Rottal-Inn auch weitere Ortsgruppen gründen und zusätzliche Standorte – etwa in Triftern – für die Präventionsarbeit sichern.

Was waren die ersten Schwerpunkte eurer Arbeit?

Wir haben die ersten Wochen dazu genutzt, „zusammenzufinden“ und grundlegende Strukturen zu schaffen. Kurz vor der Wahl haben wir uns in den Katastrophenschutz-Kongress der BRK-Bereitschaften in Deggendorf eingebracht und hatten die große Übung unseres Wasserrettungszugs Ostbayern zu meistern. Ein „Projekt“, dem wir uns sehr bald zugewandt haben, waren die Beschaffungen nach dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz für unsere Schnelleinsatzgruppen, die wir künftig mit geschwächten Haushaltsmitteln organisieren müssen. Dieser Umstand fordert uns nicht nur im Bezirk, sondern in jeder Ortsgruppe. Bei unserer Sommersitzung, die in großer Runde stattfand, haben wir diese Themen aktiv angepackt. Während unserer zweitägigen Herbstversammlung sollen sie weiter vertieft werden. Wichtig war es uns, die neu gewählten Leitungskräfte gleich ein Stück mehr an die geplante Digitalisierung und die organisatorischen Abläufe der nächsten vier Jahre heranzuführen.

„Eine weitere große Herausforderung sind die zunehmenden Unwetter. Die Einsatzlagen werden immer dynamischer. Hier gilt es, jederzeit schnell und vor allem sicher zu handeln.“ 

Der Wasserwacht-Bezirksvorstand

Wasserwacht
Ohne Eigenverantwortung geht es nicht: „Wir sind als Wasserwacht präsent, aber jeder Elternteil hat zwei Augen mehr, um den Ertrinkungstod zu vermeiden. Daran sollten Badegäste immer denken“, appelliert der Bezirksvorstand an die Besucher von Seen und Freibädern.

Was habt ihr euch für die nächsten vier Jahre vorgenommen?

Als neue Vorstandschaft sind uns drei Schlagwörter wichtig: „gemeinsam“, „Netzwerke“ und „Stärken“! Wir wollen zusammen mit den 16 Kreis-Wasserwachten die Wasserwacht und den Wasserrettungsdienst im Bezirksverband auf ein neues Level heben. Wir wollen im Netzwerk wachsen, Menschen begeistern und uns gegenseitig stärken. Ein großes Anliegen ist es uns, die Jugend zu fördern. Darüber hinaus richten wir unser Augenmerk, wie erwähnt, auf die Digitalisierung und darauf, Abläufe zu vereinfachen und bürokratische Hemmnisse abzubauen. 

Wo seht ihr die größten Herausforderungen für die Wasserwachtsarbeit in Ostbayern?

Eine extrem wichtige Aufgabe besteht darin, Nachwuchs für Training, Schwimmkurse und Präventionsarbeit zu gewinnen – um am Ende „sichere“ Einsatzkräfte in unseren Reihen zu haben. Wir müssen gemeinsam attraktiver werden für die Jugend und sie einfacher an den Einsatzdienst heranführen. Dennoch dürfen wir die Sicherheit unserer Aktiven und die Qualität der Ausbildung nicht vernachlässigen. Eine weitere große Herausforderung sind die zunehmenden Unwetter. Die Einsatzlagen werden immer dynamischer. Hier gilt es, jederzeit schnell und vor allem sicher zu handeln. Denn: Wir alle wollen nach großen Hochwasser-Ereignissen unsere Mitglieder wieder gesund zu Hause bei ihren Familien sehen. 

Wie steht es um das ehrenamtliche Engagement in euren Reihen? Finden sich nach wie vor genug Leute für die Arbeit vor Ort und Personen, die Verantwortung übernehmen?

Es ist tatsächlich nicht mehr selbstverständlich, dass Aktive uns ihre Zeit im Ehrenamt schenken – im heute doch oft fordernden Umfeld aus Familie, Beruf und anderen Verpflichtungen. Es wird auch in der Wasserwacht immer schwerer, Nachwuchs für Führungsaufgaben, etwa bei Trainertätigkeiten oder im Einsatzgeschehen, zu finden. Die Verantwortung wächst von Jahr zu Jahr – dabei ist unsere Arbeit, das darf nicht vergessen werden, immer noch ein Ehrenamt. Aber: Die Wasserwacht ist zum Glück nach wie vor ein „Familienverein“. Das macht es uns einfacher als in anderen Bereichen, die Kameradschaft hochzuhalten und Menschen über den Spaß am Sport und über die Freude am Helfen für den Dienst am nächsten zu begeistern.

„Der Erhalt der Bäder steht ganz oben auf der Wunschliste. Jeder einzelne Kommunalpolitiker ist bei diesem Thema wichtig und muss verstehen, dass die Wasserwacht ohne Schwimmbecken und Wasser keine Grundlage für ihre Präventionsarbeit hat.“ 

Der Wasserwacht-Bezirksvorstand

Wasserwacht
Das Thema Aus- und Weiterbildung wird bei den Wasserrettern in Ostbayern auch in den nächsten vier Jahren großgeschrieben – intern genauso wie in der Zusammenarbeit mit anderen Rot-Kreuz-Gemeinschaften oder Organisationen.

Der Sommer 2025 war kein besonderer. An den wenigen heißen Tagen gab es in Bayern dennoch erschreckend viele Badetote. Wie geht ihr mit diesem Thema um?

Ja, heuer gab es leider zu viele Badetote, und unsere Aktiven hatten mit einigen Leichenbergungen zu kämpfen. Man kann den ehrenamtlichen Kräften, die das betroffen hat, nur von Herzen für ihren Einsatz danken. Das sind Bilder, die nicht immer leicht zu verarbeiten sind. Was die Prävention angeht, setzen wir konsequent auf unsere Schwimmkurse. Und: Wir unterstützen im Bezirksverband sehr überzeugt Kampagnen wie „Bayern schwimmt“. Zu Beginn der Badesaison haben wir zahlreiche „Rettungsschilder“ mit entsprechenden Infos und Warnhinweisen beschafft, die unsere Kreis-Wasserwachten an Badeweihern und anderen Gewässern montiert haben. Außerdem waren wir natürlich den Sommer über an vielen Badeweihern zur Aufsicht vor Ort – in den Ferien längst nicht nur am Wochenende. Wobei immer klar sein muss, dass es ohne Eigenverantwortung nie geht. Egal, ob am Freigewässer oder im Freibad: Wir sind als Wasserwacht präsent, aber jeder Elternteil hat zwei Augen mehr, um den Ertrinkungstod zu vermeiden. Daran sollten Badegäste immer denken: Wenn jeder ein Auge auf seine Kinder wirft – und im Fall der Fälle auch auf andere Besucher –, ist die Sicherheit am Wasser im Zusammenspiel aus Wasserwacht, DLRG, Bademeistern und Fachangestellten ganz anders gewährleistet.

Welche Wünsche an die Politik habt ihr? Was ist euch für die nächsten vier Jahre noch wichtig?

Hier steht für uns der Erhalt der Bäder – ob es nun Hallen- oder Freibäder sind – ganz oben auf der „Wunschliste“. Jeder einzelne Kommunalpolitiker ist bei diesem Thema wichtig und muss verstehen, dass die Wasserwacht ohne Schwimmbecken und Wasser keine Grundlage für ihre Präventionsarbeit und Kurse hat. Diese Strukturen in den Gemeinden sind unser Fundament, wenn es darum geht, Kinder und unseren Nachwuchs auf Gefahren vorzubereiten und dafür zu wappnen. Ohne Schwimmbecken gibt es keine Fortbildung und kein Training! Dort schlägt das Herz der Wasserwacht und unserer Ortsgruppen. Neben der Präventionsarbeit beschäftigt sich unsere Technische Leitung mit einer Aufgabe, die in diesen Zeiten immer stärker in den Fokus rückt – dem Zivilschutz. Er geht auch uns etwas an! Gemeinsam mit den weiteren Hilfsorganisationen müssen wir uns den aktuellen Herausforderungen stellen und unsere Einsatzkräfte beim Thema Bevölkerungsschutz weiter schulen.