Der 76-jährige Landshuter hatte ursprünglich nicht vor, wieder als BRK-Bezirksvorsitzender zu kandidieren. Aber: Nach längerer Bedenkzeit ließ er sich umstimmen. Wie fast alle anderen Vorstandsmitglieder trat er noch einmal an – und fuhr bei der Bezirksversammlung am Freitagabend in Regenstauf zusammen mit dem gesamten Leitungsgremium ein eindrucksvolles Wahlergebnis ein.
Von Frank Betthausen
Regenstauf. Hans Rampf ist ein Mann ehrlicher, klarer Worte und macht auch aus diesem Thema kein Geheimnis: Er hatte ursprünglich nicht vor, noch einmal als BRK-Bezirksvorsitzender zu kandidieren. Aber: Nach längerer Bedenkzeit ließ sich der 76-Jährige umstimmen.
Zum einen, weil die Aufgabenstellung „so interessant und gut geschnitten war“ – zum anderen, weil sich fast der gesamte Vorstand des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz bereiterklärt hatte, eine weitere Amtszeit dranzuhängen...
Bei der Bezirksversammlung am Freitagabend in der Jahnhalle in Regenstauf bekamen Rampf und „sein“ Leitungsgremium für diese Entscheidung und die ehrenamtliche Tätigkeit in den vergangenen vier Jahren ein eindrucksvolles Zeugnis ausgestellt.
Die 103 Delegierten aus den 16 Kreisverbänden in Ostbayern, die den Weg in den Markt gefunden hatten, sprachen sich bei den Wahlen jeweils mit 100 Prozent Zustimmung für die acht vorgeschlagenen Vorstandsmitglieder aus.
Der Chefarzt wechselt
Einen Wechsel gab es auf der Position des Chefarztes. Dr. Erwin Ging beerbte als dessen bisheriger Stellvertreter Professor Dr. Rainer Neugebauer, der sich nach mehr als 30 Jahren aus dem Gremium zurückzog. Vize von Ging ist künftig Dr. Andreas Harjung.
Als Vorsitzender des Schiedsgerichts erhielt abermals Joachim Merk das Vertrauen der Rot-Kreuz-Familie. Als sein Stellvertreter wirkt allerdings fortan nicht mehr Dr. Michael Jobst, sondern Dr. Dominik Bender.
Bei der Abstimmung zum Konventionsbeauftragten setzte sich Johann Peter Hausl gegen Uwe Suchomel durch.
In seiner ersten Reaktion reagierte Hans Rampf „sehr überrascht, erfreut und mit einem gewissen Stolz“ auf seine einstimmige Wiederwahl. „Das hätte ich so – das muss ich ehrlicherweise sagen – nicht erwartet. Man weiß ja, dass man nie alles richtig machen kann“, sagte der frühere Oberbürgermeister von Landshut.
„Große wirtschaftliche Stabilität“
Für den gesamten Bezirksvorstand sei das Ergebnis ein Vertrauensbeweis und ein Signal, „dass er seine Arbeit gut gemacht hat“.
Wie grundsolide dieses Wirken war, verdeutlichte Lorenz W. Scherer in seinem Finanzbericht, in dem er dem BRK in Ostbayern „große wirtschaftliche Stabilität“ bescheinigte.
Die Bilanzsumme des Bezirksverbands, der rund 800 hauptamtlich Beschäftigte hat, stieg nach Darstellung des Schatzmeisters in den vergangenen vier Jahren um mehr als zehn Millionen Euro auf zuletzt knapp 60,8 Millionen Euro.
„All das ist hochsolide finanziert und gebaut. Das sind keine Luftschlösser oder Buchungsnummern ohne Inhalt. Das sind reale Zahlen und Erfolge.“
BRK-Bezirksvorsitzender Hans Rampf
„All das ist hochsolide finanziert und gebaut. Das sind keine Luftschlösser oder Buchungsnummern ohne Inhalt. Das sind reale Zahlen und Erfolge“, hatte auch Hans Rampf in seinem Tätigkeitsbericht festgestellt. Der ehemalige Lokalpolitiker verglich den Bezirksverband mit einem mittelständischen Unternehmen und bezeichnete ihn als „wichtigen Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb“.
„Wir sind top aufgestellt und stehen in Bayern blendend da“, meinte Rampf und dankte an dieser Stelle Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler, der die Organisation seit zwölf Jahren mit enormer Wirtschaftskompetenz und einem hervorragenden Team führe und dabei immer Mensch geblieben sei.
Das ausgezeichnete Gesamtbild, betonte der Vorsitzende, habe wesentlich mit der Zusammenarbeit mit den 16 Kreisverbänden zu tun. „Rechnen wir deren hauptamtlich Beschäftigte hinzu, kommen wir auf eine Mitarbeiter-Gesamtzahl von etwa 13 000 in Ostbayern. Das zeigt eindrucksvoll, welchen Stellenwert wir als Sozialverband haben“, erklärte der 76-Jährige.
Dienstleister und Schnittstelle
Die Arbeit in den Kreisen, für die der Bezirksverband Dienstleister und wichtige Schnittstelle sei, habe auch in den vergangenen vier Jahren maßgeblich vom herausragenden Engagement der fünf ehrenamtlichen Gemeinschaften gelebt.
„Hier hatten und haben wir im Lebensalltag die engsten Berührungspunkte zu den Menschen. Hier zeigte und zeigt sich unsere ganze Stärke als Rotes Kreuz – als Organisation, die Hilfe und Orientierung bietet, die aber auch ihren eigenen Aktiven Sinn und persönliche Erfüllung gibt“, sagte Rampf.
Fast 37 000 Mitglieder bei der Wasserwacht in Niederbayern und der Oberpfalz, rund 14 000 ehrenamtliche Helfer bei den Bereitschaften, etwa 1000 Mitglieder bei der Bergwacht, gut 2800 beim Jugendrotkreuz und noch einmal circa 1000 Aktive im Bereich der Wohlfahrts- und Sozialarbeit: „Es ist schlichtweg beeindruckend, wie verwurzelt und gut aufgestellt wir als BRK in der Region sind“, betonte der Niederbayer, der darauf verwies, wie wichtig eine enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt im Alltag sei.
Angelika Schorer wusste er nicht nur in diesem Punkt an seiner Seite. Die BRK-Präsidentin, die auf die wichtige Rolle des Roten Kreuzes während der Coronazeit verwies – in der Pandemie sei in den 73 Kreisverbänden nicht gezögert, sondern gehandelt worden –, attestierte dem Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz ebenfalls beste Ergebnisse.
Auf dem Weg in die Zukunft
„Sie bleiben nicht stehen, sondern gehen den Weg in die Zukunft“, meinte sie und nannte stellvertretend die Millionen-Investitionen im Bereich der Pflegeheime – darunter der Neubau und die Sanierung in Zandt (Landkreis Cham).
Ein Sonderlob erhielt BRK-Bezirksbereitschaftsleiter Dieter Hauenstein für die Organisation des Katastrophenschutzkongresses in Deggendorf. Die Veranstaltung sei ein Aushängeschild und habe Strahlkraft über den Landesverband hinaus.
Für Schorer umso wichtiger, als der Zivil- und Bevölkerungsschutz das BRK in den nächsten Jahren massiv beschäftigen werde. „Die veränderte Sicherheitslage nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt wird dieses Thema noch notwendiger machen, als wir uns das vorstellen können. Wir sind gut vorbereitet, aber wir müssen uns weiterentwickeln“, befand die Präsidentin, der nicht nur hier Geschlossenheit ein Anliegen ist.
„Wir leben in einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint. Gerade in diesen Zeiten müssen wir zusammenhalten – und da kommt es wirklich darauf an, dass man Haltung hat und auch Mut. Den bringen sie alle auf“, sagte Schorer.
2025 bezeichnete sie mit Blick auf die Wahlen beim BRK als „ein Jahr der Entscheidungen und ein Jahr der Verantwortung“. Es habe sich viel bewegt seit 2021 und es hätten sich „viele Meilensteine ereignet“.
Dabei sparte die Funktionärin interne Turbulenzen nicht aus. „Nicht alles war im Gleichklang – es gab auch Misstöne und Rückschläge. Im Präsidium haben wir nicht immer zueinander gefunden und oft haben persönliche Empfindungen und Empfindlichkeiten das gemeinsame Ziel überlagert bei unseren Entscheidungen“, sagte sie.
Ein ehrlicher Rückblick
Als Präsidentin schmerze sie das. „Ich habe über die Jahre intensiv versucht, Brücken zu bauen – aber nicht alle hielten der Belastung Stand.“ So seien zwei Wechsel an der Spitze der Landesgeschäftsstelle ein Teil ihres ehrlichen Rückblicks und der vergangenen vier Jahre mit Entscheidungen, die ihr und den Verantwortlichen in den Gremien „durchaus nicht leichtgefallen sind“.
All das sei nicht frei von Kritik gewesen. „Aber diese Entscheidungen mussten aus unserer Sicht getroffen werden, weil Vertrauen kein Geschenk ist, sondern das Ergebnis von Klarheit, Offenheit und der Übernahme von Verantwortung.“
„Ich weiß, wofür ich brenne, und ich weiß, was Führung braucht. Führung braucht Rückgrat, Klarheit und Herz.“
BRK-Präsidentin Angelika Schorer
Wie Hans Rampf wartete die Präsidentin mit erfreulichen Zahlen auf. Seit dem Jahr 2021 habe das Rote Kreuz in Bayern 30 000 neue Ehrenamtliche hinzugewonnen. „Das ist kein Zufall, das ist ihre Arbeit, ihre Leistung und ihre Begeisterung, die ansteckt“, bescheinigte sie den Vertretern der Kreisverbände.
Bei den Kindertagesstätten sei seit 2021 ein Wachstum von 333 auf 404 Einrichtungen zu verzeichnen gewesen. „Das ist eine riesige Leistung, die sie hier erreicht haben. Sie sind offen für neue Themen und die Herausforderungen der Gesellschaft“, sprach Schorer die Entscheider vor Ort abermals direkt an.
Und auch beim Thema Finanzen richtete die Präsidentin eine Dankadresse an die Basis. „Wir stehen im Jahr 2024 bei den Jahresabschlüssen in der Gesamtkörperschaft bei einer schwarzen Null – und die Betriebsergebnisse haben sich wieder nach vorne gerichtet. Auch das ist ihr Verdienst“, meinte sie.
„Ich weiß, wofür ich brenne“
Mit Blick auf ihre mögliche neuerliche Kandidatur bei der Landesversammlung im November in Deggendorf erklärte Schorer, sie werde sich mit den Bezirksvorsitzenden nach deren Wahlversammlungen zusammensetzen und eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Die frühere CSU-Landtagsabgeordnete hielt jedenfalls fest: „Ich weiß, wofür ich brenne, und ich weiß, was Führung braucht. Führung braucht Rückgrat, Klarheit und Herz. Und ich weiß, dass man nicht zaudern darf, sondern aufstehen und den Blick nach vorne richten muss. Man muss nicht nur verwalten, sondern auch gestalten.“
Regensburgs Landrätin Tanja Schweiger, die am Freitag als 1. stellvertretende BRK-Bezirksvorsitzende wiedergewählt wurde, dankte in ihrem kurzen Grußwort allen Beteiligten dafür, dass sie mit Engagement und Hingabe vielfältige Aufgaben beim BRK übernähmen.
„Es gibt Grund genug, stolz auf das Erreichte zu sein“, sagte sie und prophezeite der Hilfsorganisation weitere Herausforderungen. „Vor zehn Jahren hatten wir noch keine Vorstellung davon, was alles wieder auf uns zukommen kann“, sagte Schweiger.
Die Devise könne hier nur lauten, die Ärmel hochzukrempeln, sich immer wieder auf sich zu besinnen, sich zu erden, Ruhe zu bewahren und besonnen zu bleiben. „Lasst uns miteinander weitermachen, lasst uns immer die Augen und Ohren offen haben für Neues!“, lautete ihr Appell, „als Hilfsorganisation nah an den Menschen zu sein“.
Regenstaufs 2. Bürgermeister Bruno Schleinkofer dankte dem BRK und den in der Jahnhalle versammelten Aktiven für ihre freiwilligen Leistungen und verwies auf deren monetären Gegenwert.
„Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule in unserer Gesellschaft, wenn wir das Ehrenamt nicht hätten, könnten wir uns finanziell an anderen Stellen so einiges nicht leisten“, meinte der Lokalpolitiker, der nach eigenen Angaben selbst seit mehr als fünf Jahrzehnten beim BRK ist. „Ich weiß, was es heißt, immer allzeit bereit zu sein zur Hilfe für den nächsten“, sagte Schleinkofer.
Über eine Würdigung seiner ehrenamtlichen Arbeit freute sich am Ende der Bezirksversammlung der aus dem Vorstandsgremium ausscheidende Professor Dr. Rainer Neugebauer. Er erhielt für seine außergewöhnlichen Verdienste die Goldene Ehrennadel des BRK.
Seit 1993 im Vorstand aktiv
Seit 22. Juli 1993, erklärte Bezirksvorsitzender Hans Rampf, habe sich der frühere Unfallchirurg als Chefarzt und Delegierter zur Landesversammlung mit Herzblut in hervorragender, engagierter Weise eingebracht.
„Er war nicht nur kompetent, sondern strahlte auch enorme Ruhe aus“, stellte Rampf fest, der darauf verwies, dass Neugebauer dem neuen Vorstand trotz seines Abschieds als hinzuberufene Persönlichkeit weiter zur Verfügung stehen solle.
„Wir würden gerne weiter deinen Rat in Anspruch nehmen“, sagte er, ehe er dem Mediziner zusammen mit Angelika Schorer die Auszeichnung überreichte.
Das Ehrenamt als Herzenssache
Die BRK-Präsidentin bezeichnete Neugebauer als Menschen, der nicht nur durch Wissen und Können bestochen habe, sondern für den Ehrenamt eine Herzensangelegenheit gewesen sei. Es sei wichtig, Persönlichkeiten wie ihn als Vorbild zu ehren.
Neugebauer selbst empfand die Würdigung als große Ehre. „Ich bin gerne zum Roten Kreuz gekommen und war froh, im Roten Kreuz mitwirken zu dürfen“, betonte er gerührt.
Besondere Dankesworte für die intensive Vorbereitungsarbeit richtete Rampf zum Ausklang der Zusammenkunft an Edeltraud Hornauer, die Sekretärin im Büro der Bezirksgeschäftsführung.
Mit einem Blumenstrauß gratulierte er ihr gleichzeitig zu ihrem 40-jährigen Dienstjubiläum beim BRK. Menschen wie sie seien die Seele einer Organisation, sagte der Bezirksvorsitzende.
Der neue Vorstand im Überblick: