Die Lehren aus der Pandemie – und Kabarett zur Unterhaltung

Der Ansturm auf die Karten hat begonnen: Der 12. Katastrophenschutz-Kongress in Weiden Ende März zieht nach der langen Corona-Pause die Besucher in Scharen an. Die Großveranstaltung richtet sich nicht nur an Gäste aus Fachkreisen. Der Auftritt der bekannten Kabarettistin Lizzy Aumeier sowie die große Fahrzeug- und Produktschau auf der Freifläche vor der Max-Reger-Halle sind öffentlich.

Von Frank Betthausen

Weiden. Rund um den 12. Bayerischen Katastrophenschutz-Kongress, der vom 31. März bis 2. April in Weiden stattfindet, ist der erwartete Ansturm losgebrochen. „Von gestern auf heute“, sagt Landes- und Bezirksbereitschaftsleiter Dieter Hauenstein am Freitagvormittag in einem Interview mit der BRK-Pressestelle, „sind schon wieder 40 Dauerkarten verkauft worden.“ Aktuell bekomme er jeden Tag Anrufe von Teilnehmern, die auf der Suche nach Unterkünften seien. „Die Hotels werden schon bis nach Windischeschenbach und Neustadt an der Waldnaab angefragt“, berichtet der Organisator.

„Wir werden einige Neuentwicklungen aus den Hilfsorganisationen zeigen, die durch Eigenmittel entstanden sind.“ Organisator Dieter Hauenstein

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie sehr die Großveranstaltung unter dem Motto „Katastrophenschutz: Realität und Zukunft“ in Retter- und Fachkreisen nach der langen Corona-Pause „zieht“: Mit Hauensteins Schilderungen wäre er erbracht. Auf 800 Gäste und mehr haben sich sein Team und er eingestellt. Mit dem Freitag, an dem die bundesweit bekannte Kabarettistin Lizzy Aumeier ein Gastspiel gibt, fällt möglicherweise sogar die 1000-Besucher-Marke.

Denn: Der Termin am 31. März ist öffentlich. Will heißen: Nicht nur Kongress-Gäste, auch Kulturinteressierte aus der Region haben die Möglichkeit, Karten für Aumeiers Auftritt in der Max-Reger-Halle (Beginn: 20 Uhr; Einlass: 17.30 Uhr) zu erwerben. Tickets für den Eröffnungsabend sind unter www.okticket.de erhältlich.

Wechselladermodell und Desinfektionsgeräte

Und: Es gibt einen weiteren Programmpunkt, der sich an dem Veranstaltungswochenende – es steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Markus Söder – an die Öffentlichkeit richtet. Die Fahrzeug- und Produktschau von etwa 20 gewerblichen Ausstellern auf der Freifläche vor dem Kongresszentrum!

„Wir werden einige Neuentwicklungen aus den Hilfsorganisationen zeigen, die durch Eigenmittel entstanden sind“, kündigt Hauenstein an. Dazu zählen das „Wechselladermodell Betreuungsstelle“ und die Heißwasserdampf-Desinfektionsgeräte, die das BRK während der Pandemie zur Reinigung großer Flächen entwickelt hatte.

Einer der Höhepunkte wird die Präsentation des Mobilen Betreuungsmoduls – kurz MBM 5.000 – durch das Deutsche Rote Kreuz sein. Dahinter verbirgt sich eine weitgehend autark funktionierende temporäre Unterkunfts- und Betreuungseinrichtung, die für bis zu 5000 Menschen ausgelegt ist und in Notlagen binnen kürzester Zeit aufgebaut werden kann.

Laut Hauenstein werden mit Verpflegungs-Logistik-Modulen darüber hinaus weitere Neuerungen aus dem Betreuungsbereich zu sehen sein. „Größtenteils sind all diese Dinge sogar noch im Bau, aber sie werden den Kongressbesuchern in Weiden exklusiv vorgestellt“, erläutert der Bereitschaftsfunktionär, der neben einer Vielzahl an Fachvorträgen und Reden besonders der Podiumsdiskussion zur Eröffnung „mit Spannung entgegensieht“.

„Über unseren Demenzparcours und einen Altersanzug wollen wir den Besuchern ein Gefühl dafür vermitteln, wie sich diese Menschen fühlen und was die Räumung einer Senioren-Einrichtung für die Betroffenen bedeutet.“ Organisator Dieter Hauenstein

Am Freitag – eineinhalb Stunden bevor Lizzy Aumeier die Bühne betritt – beschäftigen sich bei der Gesprächsrunde unter anderem Bayerns Justizminister Georg Eisenreich als Schirmherr der Rot-Kreuz-Bereitschaften, DRK-Generalsekretär Christian Reuter und Dr. Fritz-Helge Voß, der THW-Landesbeauftragte für Bayern, mit drängenden Katastrophenschutzfragen und den Lehren aus der Corona-Zeit.  

Moderiert wird der Eröffnungstermin von Professor Dr. Peter Bradl, dem Leiter des Instituts Rettungswesen, Notfall- und Katastrophenmanagement an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Sie ist neben dem DRK in Berlin offizieller Kooperationspartner des 12. Katastrophenschutz-Kongresses, der auch diesmal in Verbindung mit dem Fachkongress Rettungsdienst stattfindet, dem achten seiner Art in Weiden.

Rettungsdienst hat seine eigenen Themen-Schwerpunkte

„Diese Zusammenarbeit ist uns sehr wichtig“, betont Dieter Hauenstein und verweist auf ein „ebenfalls hochinformatives Informations-Programm“, das Markus Damböck, Rettungsdienst-Referent beim BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz zusammen mit seinem Kollegen Stephan Zieglmeier erarbeitet hat. Dabei geht es nicht zuletzt um Personalentwicklungs-Themen und Fragen wie „Passt unsere Führungskultur zur neuen Generation?“.

Ein weites Feld decken die mehr als 40 Vorträge ab, die von Samstagmorgen bis Sonntagmittag in der Max-Reger-Halle geplant sind. Sie reichen von Auslandseinsätzen und dem humanitären Völkerrecht über die großangelegte Suche nach der vermissten Julia Ende 2021 im Landkreis Cham bis hin zu Wetterextremen wie der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal oder im Berchtesgadener Land.

„Wir stecken in den letzten Vorbereitungen“, berichtet Dieter Hauenstein. Die Planung sei im Wesentlichen abgeschlossen. „Hin und wieder – wir kennen das aus den Vorjahren – ergeben sich gerade noch ein paar Änderungen, weil der eine oder andere Vortrag kurzfristig doch nicht zustande gekommen ist.“

Fest steht seit Ende vergangener Woche – Hauenstein freut sich nach eigenen Angaben sehr darüber –, dass mit Lukas Innerhofer ein Referent des Weißen Kreuzes aus Südtirol in die Oberpfalz reisen wird.

Der Abteilungsleiter Rettungsdienst und Krankentransport wird zum Thema „Die Pandemie und ihre Folgen für die Alpenregion Südtirol“ sprechen.

Auch aus Österreich gibt es eine feste Zusage für den Kongress, der dadurch schon fast eine europäische Note bekommt. „Der Referent und die Details sind zwar noch offen“, erklärt Hauenstein. Allerdings werde es auch in diesem Programmpunkt um die Schlussfolgerungen aus der Corona-Zeit und darum gehen, wie sich das Österreichische Rote Kreuz im Katastrophenschutz künftig aufstelle.

Für besonders erwähnenswert hält Hauenstein im „an Höhepunkten reichen Vortragsprogramm“ die Ausführungen von Referent Uwe Rühl unter dem Motto „Resilienz zwischen positivem Denken und Prepper-Szene“ und Giulio Gullotta, dessen Beitrag unter dem Leitgedanken „Vom Schweinezyklus oder: Wie viele Krisen braucht es (noch)?“ steht.

Beides seien hochinteressante, durchaus brisante Themen. „Das eine geht der Frage nach: Was ist, wenn der Staat nicht mehr kann? Das andere beschäftigt sich schonungslos mit Angebot und Nachfrage“, sagt der 53-Jährige.

Workshops zum „geriatrischen Patienten im K-Fall“

Ein Anliegen ist es ihm, nochmals auf die drei Workshops hinzuweisen, die jeweils zweimal am Veranstaltungssamstag angeboten werden. Auch sie beschäftigen sich mit den Nachwirkungen der Pandemie und ganz speziell mit dem „geriatrischen Patienten im K-Fall“; sprich, mit dem Einsatzgeschehen und der Führung bei pflegebedürftigen Betroffenen.

„Über unseren Demenzparcours und einen Altersanzug wollen wir den Besuchern ein Gefühl dafür vermitteln, wie sich diese Menschen fühlen und was die Räumung einer Senioren-Einrichtung für die Betroffenen bedeutet“, erzählt Hauenstein, der darauf verweist, dass die Teilnehmerzahl für die Workshops begrenzt ist. Anmeldungen sind vor Ort über den Info-Point möglich.

Geht der Ansturm auf die Karten für den 12. Katastrophenschutz-Kongress so weiter, heißt es auch bei den Workshops schnell sein!

Bisher läuft also alles nach Plan bei Dieter Hauenstein und seinen Kollegen, die im Hintergrund seit rund einem Jahr die Strippen für das Großereignis ziehen. „Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden und freuen uns darauf, dass es endlich losgeht“, sagt er.