BRK stellt die Leitung seiner beiden Häuser in Neumarkt auf neue Beine

Jens Küneth (45), Leiter des Hauses in der Neumarkter Friedenstraße, übernimmt jetzt auch offiziell die Führung des Pflegeheims in Woffenbach. Katharina Bauereisen (35) assistiert ihm. Beide sind in dem Stadtteil aufgewachsen und "kennen dort jeden Baum". Nach harten Wochen mit zwei Corona-Ausbrüchen führen sie die BRK-Häuser zurück in die Normalität.

Von Frank Betthausen

Neumarkt. Das Bayerische Rote Kreuz hat die Leitung seiner Altenpflege-Einrichtungen in der Großen Kreisstadt neu organisiert. Jens Küneth (45), der bereits an der Spitze des Senioren- und Pflegeheims in der Friedenstraße stand, hat vom BRK-Bezirksverband als Träger jetzt auch offiziell die Verantwortung für das Seniorenzentrum in der Rittershofer Straße in Woffenbach übertragen bekommen. Er hatte das Haus in dem Stadtteil Ende 2020 kommissarisch von Alexandra Endres übernommen und im Januar durch einen schweren Corona-Ausbruch geführt.

„Die Leute pflegen ihre Angehörigen, das stellen wir fest, seit geraumer Zeit eher daheim." Heimleiter Jens Küneth

Küneth zur Seite steht seit 1. April die 35-jährige Katharina Bauereisen. Sie absolviert nach ihrer Rückkehr zum BRK eine Weiterbildung zur Einrichtungsleiterin und assistiert Küneth in der Führung der Häuser.

„Wir arbeiten sehr gut zusammen, kennen uns schon ewig und haben die gleiche Denke“, sagt Küneth, der seit 2005 beim Bayerischen Roten Kreuz arbeitet. Er ist gelernter Krankenpfleger, bildete sich zum Pflegedienstleiter weiter und kam in dieser Funktion vor 16 Jahren ins Haus in der Friedenstraße. Mitte Juli 2020 war ihm dort die Heimleitung übertragen worden.

Katharina Bauereisen ist gelernte Hauswirtschafterin und hat die Karriereleiter zur Hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin beziehungsweise zur Hauswirtschaftsmeisterin für Großhaushalt erklommen. „Ich habe eigentlich gedacht, ich werde Handarbeitslehrerin“, erinnert sie sich an ihre Zeit an der damaligen Fachakademie für Hauswirtschaft in Neumarkt. „Aber dann hat mir das Anerkennungsjahr so gut gefallen, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte, dass ich nur noch bastel´“, sagt sie.

Sie wollte sich weiterentwickeln

Von der Friedenstraße aus baute sie für beide Häuser den Reinigungsdienst auf und arbeitete zwölf Jahre lang in der Hauswirtschaftsleitung. Nach ihrem Abschied im Oktober 2019 und einem Intermezzo bei einem anderen Sozialverband – Bauereisen wollte sich persönlich weiterentwickeln – holte BRK-Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler sie vor wenigen Wochen zurück. Sie und Jens Küneth sind beide in Woffenbach aufgewachsen und stammen aus der gleichen Straße. „Wir kennen hier jeden Baum“, sagt der 45-Jährige.

In diesem Punkt macht Küneth auch den Unterschied zwischen den beiden BRK-Einrichtungen in Neumarkt aus. Während das Umfeld in der Rittershofer Straße dörflich geprägt ist und auch unter den Bewohnern jeder jeden kennt, hat das zentral gelegene Haus in der Friedenstraße eine deutlich städtischere Färbung. „Stadt und Land: Wir decken beide Bewohnergruppen ab“, sagt Bauereisen.

Beide Einrichtungen – in Woffenbach beschäftigt das BRK 115 Mitarbeiter, in Neumarkt 75 – waren im Winter von Corona-Ausbrüchen betroffen. Vor allem das Haus in der Rittershofer Straße erwischte es mit 72 erkrankten Senioren und neun Toten schwer. In Neumarkt war ein verstorbener Bewohner zu beklagen gewesen – bei sieben Infizierten.

Corona hat Spuren hinterlassen

Eine Phase, an der Küneth, Bauereisen und ihre Mitarbeiter immer noch zu knabbern haben. „Es kehrt immer mehr Normalität ein“, sagt Küneth. „Doch wir spüren im Vergleich zu früher schon immer noch eine verhaltene Nachfrage.“ Corona habe Spuren in den Köpfen hinterlassen. Aktuell sind nach seinen Angaben in Woffenbach von 112 Betten 88 belegt. In Neumarkt sind von 83 Plätzen zwar nur sechs frei, doch auch dort hätten die regen Anfragen früherer Jahre nachgelassen.

Die Ursachen sind für das Führungs-Duo schnell benannt. Viele Angehörige hätten derzeit Hemmungen, einen vollstationären Pflegeplatz zu buchen, weil ihre Familienmitglieder nach dem Einzug erst einmal fünf Tage in Quarantäne müssten. Und: So mancher erlebe auch immer noch die Besuchsregeln als einschränkend. Dazu kämen vermutlich auch die Kurzarbeit und der Umstand, dass manche Arbeitnehmer weniger Geld zur Verfügung hätten. „Die Leute pflegen ihre Angehörigen, das stellen wir fest, seit geraumer Zeit eher daheim“, sagt Jens Küneth.

„Es kehrt immer mehr Normalität ein. Doch wir spüren im Vergleich zu früher schon immer noch eine verhaltene Nachfrage." Heimleiter Jens Küneth

Der Heimleiter ist nach Kräften bemüht, dem Eindruck entgegenzutreten, dass Bewohner in Seniorenheimen in Pandemie-Zeiten weggesperrt seien. Gerade in den Quarantäne-Tagen biete das BRK beispielsweise über Tablets Video-Telefonie an, um den so wichtigen Kontakt nach draußen nicht abreißen zu lassen. Und auch in der Zeit danach gebe es bei allen Vorschriften, die dem BRK vorgegeben seien, von Montag bis Sonntag immer die Gelegenheit, Angehörige in der Einrichtung zu besuchen. 

Für Menschen, die sonst keine andere Möglichkeit hätten, biete das Personal außerdem Schnelltests vor dem Heimbesuch an. „Unter dem Strich versuchen wir immer, das, was uns das Infektionsschutzgesetz vorgibt, vorsichtig und umsichtig zum Wohl der Bewohner umzusetzen“, sagt Küneth.

Mit den allgemeinen Lockerungen im Freistaat und der fortschreitenden Impfkampagne, stellt Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler in Aussicht, werde das BRK in seinen Häusern „auf jeden Fall angemessen reagieren und bei allen notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Menschen, die uns anvertraut sind“, den Angehörigen entgegenkommen.

„Der Heimalltag lebt von Kontakten. Wir hatten unsere Häuser zu Schutzburgen ausgebaut, ja. Aber mit dem Abklingen der dritten Pandemie-Welle und der Rückkehr zu bestimmten Freiheiten können wir uns als Heimträger nicht komplett weiter abschotten“, meint Drexler.

"Den Lebensabend anders vorgestellt"

Eine Rückkehr zur Normalität sei ihr größter Wunsch und für alle das Wichtigste, erklärt Katharina Bauereisen – in besonderer Weise für die Bewohner, die sich ihren Lebensabend anders vorgestellt hätten als in den zurückliegenden Monaten. „Auch wenn uns die Rückmeldungen zum Glück bestätigen, dass unsere Senioren zufrieden sind.“

Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass nach den Corona-Ausbrüchen in beiden Häusern die Beschäftigungsangebote wieder angelaufen sind. In Woffenbach beispielsweise zählen die täglichen Ausflüge der Spazier- und Sportgruppe in den großen Park rund um das 1999 generalsanierte ehemalige Schlossgebäude dazu.

Das Haus ist Teil des Dorflebens

Auch der „Jahreskreis“ mit vielen alten Traditionen, die die Bewohner sehr schätzen, hat wieder begonnen. In der Friedenstraße etwa wurden fleißig Waffeln gebacken, es gab Spargelgerichte zum Start ins Frühjahr, ein Maifest ist geplant, und die Spiele- und Zeitungsgesprächsrunden in den beiden Heimen finden ebenfalls wieder statt. „Das Haus in Woffenbach ist Teil des Dorflebens“, ergänzt Jens Küneth. „Wir haben einen tollen Besuchsdienst, der lange Zeit nicht kommen durfte, aber längst in den Startlöchern steht.“

Für die Zukunft – und sobald es das Pandemie-Geschehen wieder erlaubt – schweben Katharina Bauereisen generationenübergreifende Projekte für die Einrichtung in ihrem Heimatstadtteil vor. Inspiriert haben sie dazu die Begegnungen, die sich ergeben, wenn Heimbewohner beim Spazierengehen auf dem nahen Spielplatz die Kinder herumtoben sehen. „Hier die Themen Alt und Jung zu verknüpfen, das ist etwas, das ich mir vorgenommen habe“, sagt sie.