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Das BRK setzt große Hoffnung auf die Schutzimpfungen

In seinem Rückblick auf das fordernde Jahr 2020 bescheinigt Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler seinen Beschäftigten: „Wir haben die richtigen Leute an der richtigen Stelle.“ Beim Thema „Corona-Vorsorge“ baut der Bezirksverband auf Information und Aufklärung, um die Impfbereitschaft in der Belegschaft weiter zu erhöhen.

Von Frank Betthausen

Regensburg. Die Krise als große Chance: Mario Drexler, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, wertet Corona und das Pandemie-Geschehen in einem Brief an den Bezirksvorstand als „einmalige Gelegenheit, der Pflege mittelfristig einen Schub geben zu können, wie er noch nie möglich war“. In einem Rückblick auf ein „belastendes Jahr mit vielen Extremen“ hält Drexler fest: „Wir sind als Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz mit den richtigen Leuten an der richtigen Stelle bestens aufgestellt.“ Als Organisation habe das BRK seit dem ersten Lockdown im Jahr 2020 seine Schlagkraft bewiesen, viel gelernt und jede Menge Pandemie-Wissen angehäuft.

BRK-Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler (Foto: Frank Betthausen) ist optimistisch, „ein neues Kapitel in der Pflege aufschlagen zu können“, wenn sich die Pandemielage entspannt hat.

„Seit fast zwölf Monaten gibt es für die Arbeit unserer Hilfsorganisation nur ein Wort: Ausnahmezustand." Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler

Das Schreiben an den Vorstand hatte Drexler in Corona-Zeiten, in denen persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert sein sollten, als Weg gewählt, über die Arbeit des BRK-Bezirksverbands zu informieren. Der versteht sich als Dienstleister für 16 Kreisverbände in Ostbayern und betreibt in Niederbayern und der Oberpfalz unter anderem acht Altenpflege-Einrichtungen. Die Häuser und ihre Mitarbeiter sowie Bewohner haben bis heute massiv unter den Folgen der Pandemie zu leiden. Trotz größter Sicherheitsvorkehrungen kam es in einigen Einrichtungen zu Corona-Ausbrüchen. „Seit fast zwölf Monaten gibt es für die Arbeit unserer Hilfsorganisation nur ein Wort: Ausnahmezustand“, erklärt Mario Drexler.

Die Corona-Pandemie fordere das BRK jeden Tag aufs Neue in allen Bereichen – in der Verwaltung, den Berufsfachschulen, in der Ausbildungsstätte in Hohenfels, der AIDS-Beratungsstelle Oberpfalz, in der Planung von Projekten und ganz besonders im Alltag der Senioren- und Pflegeheime. 2020 sei ein Jahr gewesen, das es in dieser Form für die Hilfsorganisation noch nie gegeben habe. Mit der Ende 2020 gestarteten Impfkampagne sei zwar auch für das Bayerische Rote Kreuz ein erster Lichtschein am Ende des Tunnels in Sicht, schreibt Drexler. „Doch noch sind wir ein ganzes Stück entfernt von der Normalität, die wir uns so sehr wünschen.“

Ein heimtückisches Virus wie dieses suche sich immer seinen Weg, sagt BRK-Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler in seiner Rückschau auf das von der Pandemie geprägte Jahr 2020. Das habe das BRK bei schwereren Corona-Ausbrüchen erleben müssen – unter anderem im Seniorenheim Schloss Eggmühl (Foto: Bernhard Strazim).

„Unser Handeln war – nicht zuletzt durch viele, teils stündlich wechselnde Verordnungen und Vorgaben – in den zurückliegenden Monaten durch große Kurzfristigkeit bestimmt“, blickt Drexler zurück. Flexibilität sei das Gebot der Stunde gewesen. „Erst recht, als sich die Schreckensmeldungen rund um den weltweiten Vormarsch dieses heimtückischen Virus häuften und klar war, dass es unsere Pflegeeinrichtungen und die Menschenleben, die uns anvertraut sind, mit aller Macht zu schützen gilt.“ Die Häuser seien zu regelrechten Schutzburgen ausgebaut worden.

Der Bezirksverband habe mit seinen Kreisverbänden sehr schnell reagiert und sei bald bestens aufgestellt gewesen, „als es darum ging, für ein Sicherheitsgefühl in den Altenheimen und Seniorenzentren zu sorgen“. Trotz einer anfangs knappen Versorgungslage mit Schutzgütern und zum Teil horrenden Preisen, die mancher Anbieter aufgerufen habe, sei es zügig gelungen, die Mitarbeiter und Heime mit Schutzausrüstung auszustatten. Nach den Worten Drexlers schaffte der Bezirksverband für sich und seine Kreisverbände bis heute 500.000 Einmalmasken, 650.000 FFP2-Masken, 200.000 Schutzanzüge und unzählige Liter Desinfektionsmittel an.

Mehr als bewährt habe sich der am 18. März 2020 eingesetzte Krisenstab in Hohenfels. Das Gremium übernahm die interne Kommunikation genauso wie den Austausch mit den „Führungsgruppen Katastrophenschutz“ und den Krisenstäben der Kreisverbände sowie der Landesgeschäftsstelle. Drexler: „Unsere 16 Kreisverbände und die acht Senioreneinrichtungen des Bezirksverbandes waren so in Krisenzeiten eng miteinander verzahnt.“

Covid-19, zeigt Drexler auf, habe im Alltag immer wieder für gänzlich neue Erfahrungen sowie viele große und kleine menschliche Tragödien gesorgt. „Und wenn es ,nur‘ darum ging, Angehörige zu beruhigen, die uns mit dem ausgesprochenen Besuchsverbot im Frühjahr in großer Zahl telefonisch kontaktierten und uns ihr Leid klagten, weil sie ihre Familienmitglieder in den Einrichtungen nicht mehr in gewohnter Weise sehen konnten“, erklärt Drexler in seinem Brief. Auch hier sei Flexibilität gefragt gewesen – „etwa, indem wir für unsere Heime Tablets anschafften, damit unsere Bewohner mit ihren Angehörigen skypen konnten“.

"Unsere Heimleiter waren nicht nur rund um die Uhr da. Sie haben auch stets die richtigen Entscheidungen getroffen und mit ihrem Pflegepersonal beste Arbeit geleistet – unter psychisch und körperlich fordernden Bedingungen." Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler

Es sei nur ein winziges Beispiel, aber es zeige, mit welchen Themen es das Personal in den zurückliegenden Monaten zu tun bekommen habe – „zusätzlich zu seinem in Pandemie-Zeiten extrem fordernden Pflegealltag“.

Drexler hält in diesem Zusammenhang fest: „Unsere Heimleitungen, unsere Pflegedienstleitungen und unsere Pflegekräfte haben die täglich neuen Herausforderungen angenommen und gemeistert. Unsere Heimleiter waren nicht nur rund um die Uhr da. Sie haben auch stets die richtigen Entscheidungen getroffen und mit ihrem Pflegepersonal beste Arbeit geleistet – unter psychisch und körperlich außerordentlich fordernden Bedingungen.“ Dieser Umstand, stellt sich Drexler hinter seine Beschäftigten, sei in der öffentlichen Wahrnehmung und in den sozialen Medien leider häufig unter den Tisch gefallen, „wenn wieder einmal voreilig auf einen angeblich mangelhaften Schutz der Alten- und Pflegeheime und das vermeintlich zu lasche Verantwortungsgefühl der Mitarbeiter verwiesen wurde“.

2021 sollen die Planungen für das Seniorenheim in Zandt (Landkreis Cham) voranschreiten. Der Bezirksverband hat vor, dort den Bau aus dem Jahr 1980 einer Generalsanierung zu unterziehen. Außerdem ist vorgesehen, einen Anbau mit zehn weiteren Pflegeplätzen zu errichten. Das Projekt ist mit Gesamtkosten von rund 6,5 Millionen Euro veranschlagt. Nicht nur Heimleiter Josef Pemmerl (Foto: Frank Betthausen) sieht dem Projekt gespannt entgegen.

Es sei traurige Realität, dass auch in den Einrichtungen des Bezirksverbands Bewohner mit einer Corona-Diagnose gestorben seien. „Ein Umstand, der unsere Beschäftigten und uns sehr betroffen macht“, sagt Drexler. Dennoch könne er für jedes „seiner“ Häuser guten Gewissens behaupten, „dass wir fast ein Jahr lang unser Menschenmöglichstes getan haben, dieses aggressive Virus über Hygiene- und Besuchskonzepte auf Distanz zu halten“. Hundertprozentige Sicherheit – diese leidvolle Erfahrung habe das BRK machen müssen – gebe es leider nie.

Ein heimtückisches Virus wie dieses suche sich immer seinen Weg – das habe das BRK bei schwereren Corona-Ausbrüchen in Eggmühl, Woffenbach oder Geisenhausen erleben müssen. Drexler: „Dort sahen wir uns im Schnitt jeweils mit bis zu 40 erkrankten Bewohnern und rund 20 positiv getesteten Mitarbeitern konfrontiert – und mussten schmerzvoll miterleben, dass Covid-19 die vielzitierte Hochrisikogruppe in unseren Heimen besonders erbarmungslos trifft; allen Sicherheitsbemühungen zum Trotz.“ Er wolle das vor allem „den vorschnellen Kritikern“ in Erinnerung rufen, die 2020 in der Öffentlichkeit „mitunter auf unsere Beschäftigten zeigten und den Sündenbock bei den Heimbetreibern suchten“. Das habe ihn nachdenklich gestimmt und ihm gezeigt, dass so manchem doch tiefere Einblicke in das Pflegegeschäft fehlten.

Große Hoffnungen setzen Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler und das Bayerische Rote Kreuz auf die aktuelle Impfkampagne. Hier eine Aufnahme aus dem BRK-Seniorenheim Geisenhausen (Foto: Rita Fritz)

Neben der Corona-Lage widmet sich Drexler in seinem Brief dem Sachstand bei zwei größeren baulichen Projekten. So sollte 2020 ursprünglich die Brandschutzsanierung des Seniorenheims Schloss Eggmühl (Gemeinde Schierling) – das Investitionsvolumen liegt bei rund zwei Millionen Euro – weiter voranschreiten. Insbesondere der Austausch und der Einbau von Brandschutztüren in den Fluren und den Bewohnerzimmern mussten laut Drexler wegen des Pandemie-Geschehens jedoch bis auf Weiteres verschoben werden.

Ebenfalls durch Corona beeinflusst waren die Planungen für das Seniorenheim in Zandt (Landkreis Cham). 

„Eine zweite Krankheitswelle größeren Ausmaßes bleibt unseren Heimen damit im besten Fall erspart.“ Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler

Der Bezirksverband hat vor, dort den Bau aus dem Jahr 1980 einer Generalsanierung zu unterziehen. Außerdem ist vorgesehen, einen Anbau mit zehn weiteren Pflegeplätzen zu errichten. Das Projekt ist mit Gesamtkosten von rund 6,5 Millionen Euro veranschlagt. Gespräche mit Architekten und Fachplanern haben laut Drexler stattgefunden, „wenn auch nicht in der Taktzahl, die vorgesehen war“. Die Vorbereitungen seien allerdings so weit fortgeschritten, dass nach der Genehmigung durch das Präsidium die Ausschreibung beginnen könne. Der erste Spatenstich für den Anbau wird sich nach seinen Worten am Pandemie-Geschehen orientieren müssen, „ist im besten Fall aber im Herbst dieses Jahres vorgesehen“.

Große Hoffnungen, hält der Bezirksgeschäftsführer abschließend in einem Ausblick auf 2021 fest, setze das BRK auf die aktuelle Impfkampagne – auch wenn das von vielen Stellen zu Recht bemängelte Fehlen von Impfstoff eine Katastrophe sei. Drexler: „Eine zweite Krankheitswelle größeren Ausmaßes bleibt unseren Heimen damit trotz allem im besten Fall erspart.“ Um die „kontinuierlich steigende Impfbereitschaft unter den Mitarbeitern“ weiter zu erhöhen – sie pendelt je nach Einrichtung und Alter der Beschäftigten zwischen 30 und 70 Prozent –, kündigt er „intensive Aufklärungsarbeit vor Ort“ und eine Informations- beziehungsweise Imagekampagne mit regionalen Testimonials an.

Sie soll parallel zu einer vom BRK angestoßenen Aktion zur Stärkung der Impfbereitschaft stattfinden, die das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege Anfang Februar gestartet hatte. „Generell gehen wir davon aus, dass beim Thema Impfungen die Zeit für uns spielt und die Bereitschaft, sich den vorbeugenden Nadelpiks setzen zu lassen, in zwei Monaten eine ganz andere sein wird“, gibt sich Mario Drexler zuversichtlich.