Um „ihr“ Heim kümmerten sie sich schon immer, als wäre es ihr eigenes Haus

75 Jahre BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz: Die Verantwortlichen des Senioren-Wohn- und Pflegeheims in Woffenbach konnten auf zwei Mitarbeiter stets besonders zählen - Gottfried Franz und Werner Wastl. Der Küchenleiter, der Ende 2022 in den Ruhestand ging, und der Haustechniker haben in vier Jahrzehnten eine Flut an Veränderungen miterlebt. Bei den Essgewohnheiten der Bewohner genauso wie bei der rasanten technischen Entwicklung!

Von Herbert Ehrl

Neumarkt. Das BRK-Senioren-Wohn- und Pflegeheim Schloss Woffenbach gehört nicht nur zu den ehrwürdigen Altenhilfe-Einrichtungen des Bayerischen Roten Kreuzes. Das Haus galt auch immer als Zentrum für zeitgemäße Konzepte, in deren Mittelpunkt das ganzheitliche Wohlergehen der Bewohner stand. Erfolgsgaranten waren dabei stets die haustechnische und die hauswirtschaftliche Unterstützung für die Pflege- und Betreuungsabläufe. Und Kollegen wie Haustechniker Werner Wastl und Küchenleiter Gottfried Franz!

„Bei solchen Maßnahmen bezieht unser Träger, der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz, die Manpower vor Ort eng mit in die Planungen und die Bau-Begleitung ein.“ Haustechniker Werner Wastl

Sie können beide auf jahrzehntelange Karrieren im Schloss Woffenbach zurückblicken und haben der BRK-Einrichtung ihren Stempel aufgedrückt.

Als Werner Wastl vor 40 Jahren seinen Dienst in dem Neumarkter Stadtteil antrat, war seine Funktionsbezeichnung noch „Hausmeister“. Als gelernter Elektriker hatte er seinen Wehrdienst abgeleistet und sich bei der Bundeswehr mit unterschiedlichen Lehrgängen und Ausbildungen weiterqualifizieren können.

Seine Frau Sonja, die im Seniorenheim in der Pflege tätig war, erzählte ihm schließlich, dass die Hausmeister-Stelle zu besetzen sei. Mit seinen beruflichen Voraussetzungen war er eine Idealbesetzung.

Das Wort Hektik benutzt er zu keiner Zeit

Die Aufgabenpalette von einst lässt sich mit den heutigen Anforderungen nicht mehr vergleichen. Freilich ist immer noch ein breites handwerkliches Spektrum abzuarbeiten. Doch in den 1980er Jahren standen dem Hausmeister noch Helfer wie Zivildienstleistende zur Verfügung, mit deren Unterstützung sogar zweimal in der Woche mit mobilen Bewohnern Fahrten in die Stadt unternommen werden konnten.

Zivis gibt es bekanntlich nicht mehr – und Freiwilligendienste kämen für solche Tätigkeiten vorrangig nicht in Frage. Neben den engeren Zeitabläufen kommt laut Wastl dazu, dass heutige Seniorenheim-Bewohner wesentlich gehandicapter seien als seinerzeit.

Das Wort Hektik benutzt er trotzdem zu keinem Zeitpunkt, selbst wenn sich im Laufe des Gesprächs verdeutlicht, welche Menge an hochverantwortlichen Tätigkeiten durch die heutige Haustechnik zu seinen Aufgabenfeldern zählt.

Bange war ihm vor den neuen Herausforderungen und der Weiterentwicklung – etwa durch WLAN, Tablets für die Pflege oder die gesamte Informationstechnik – nie. Die Zunahme an Prüfstellen für Technik und Arbeitssicherheit hat er ebenfalls immer gelassen gesehen.

Gerne denkt Werner Wastl an die besonderen Projekte – etwa den An- und Umbau des Seniorenheimes in Woffenbach oder das zusätzliche Bauvorhaben in der Friedenstraße in Neumarkt – zurück. „Bei solchen Maßnahmen bezieht unser Träger, der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz, die Manpower vor Ort eng mit in die Planungen und die Bau-Begleitung ein“, sagt er.

„Zu dieser Zeit gab es auch noch Bewohnerinnen, die zum Beispiel beim Kartoffelschälen mitgeholfen haben und sich dabei blendend unterhalten haben.“ Gottfried Franz, langjähriger Küchenleiter

Warum er auch nach 40 Jahren noch immer neugierig auf und bereit für Veränderungen sei, erklärt er überzeugend so: „Ich stelle mir immer vor, dass das mein Haus ist! Du kommst so nicht in Versuchung, dass du dich ausruhst!“

Der frühere Küchenleiter Gottfried Franz, den wir kurz vor seinem Wechsel in den Ruhestand Ende 2022 für eine Abschiedsgeschichte besuchen, hatte dieselbe Devise verinnerlicht: „Das ist mein Haus!“

Franz kam vor 35 Jahren als gelernter Bäcker zur Bundeswehr und lernte dort im Casino zusätzlich den Beruf des Kochs. Anschließend war er rund sechs Jahre im Fischgroßhandel in der Oberpfalz angestellt.

Und plötzlich wechselte er die Seiten

Das Schloss Woffenbach zählte zu seinen Kunden. Die frühere Heimleitung sprach ihn damals irgendwann an – und er wurde quasi aus dem Stand beim BRK angestellt.

Franz erinnert sich: „Ich war tatsächlich der erste Küchenleiter in Woffenbach, denn früher wurde das Kochen mehr oder weniger irgendwie mitgemacht, während der Einkauf der Verwaltung oblag.“ Der Unterschied zu früher sei, dass damals von vielen helfenden Kräften mehr oder weniger alles selbst gemacht beziehungsweise gekocht worden sei.

„Zu dieser Zeit gab es auch noch Bewohnerinnen, die zum Beispiel beim Kartoffelschälen mitgeholfen haben und sich dabei blendend unterhalten haben. Jetzt kommt das höchst selten vor, weil die Bewohner von heute dazu aufgrund ihrer Handicaps meist nicht in der Lage wären“, erzählt der langjährige Beschäftigte.

Natürlich habe sich der Anspruch an eine gute Heimküche grundsätzlich nicht geändert, denn damals wie heute gelte es, den Senioren kulinarisch das zu bieten, was sie wünschten.

Allerdings hätten sich Essensgewohnheiten verschoben, zugleich sei es wichtig, den veränderten Diätvorgaben zu folgen.

Gewachsen seien auch die Ansprüche – und Allergien sowie Unverträglichkeiten habe man früher so nicht gekannt. Franz: „Wir befragen unsere Bewohner bis heute regelmäßig und sind auch stets an alten Rezepten interessiert. Stolz sind wir darauf, dass wir eine 13-wöchige Speisenfolge haben, um möglichst viel Abwechslung bieten zu können!“

Die Essensmengen haben sich stark verändert

Im Laufe der Jahre seien mehr und mehr hochwertige Produkte dazugekauft worden, um effektiv arbeiten zu können. „Aber das kennen die meisten ja auch von zu Hause“, meint er. „Denn wer macht heute schon noch Kartoffelknödel selbst? Unsere Aufgabe ist es, genau zu prüfen, welches zugekaufte Produkt den Geschmack trifft.“

Verändert haben sich laut Franz darüber hinaus die Essensmengen. Denn: Das Küchenteam in Woffenbach kocht für die Einrichtung in der Friedenstraße mit, ebenso wird täglich Essen für die ambulante Pflege produziert – und auch Kindergärten werden vom Seniorenheim aus beliefert.

Gottfried Franz erzählt all das mit innerer Ruhe und Gelassenheit. Und auch wenn er Ende des Jahres seinen Ruhestand angetreten hat, ist er immer noch mit Feuer und Flamme in der Einrichtung präsent. Seine Nachfolge hat er mit Anna Korber selbstverständlich bestens geregelt…