Dank ihm bleibt Ostbayerns BRK-Geschichte lebendig

Gerhard Hofbauer aus Regenstauf, Rot-Kreuz-Mann durch und durch, hat ein Credo. Es lautet: „Ich möchte, dass die alten Sachen nicht weggeschmissen werden." Als er vor Jahren merkte, wie weh es ihm tat, wenn Dinge von historischem Wert auf dem Müll landeten, begann er damit, Erinnerungsstücke zu sammeln. Mit den Jahren baute er so das Rotkreuz-Museum in Nabburg auf, das in der Region seinesgleichen sucht. Herbert Ehrl hat ihn für eine Geschichte zum 75-jährigen Bestehen des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz besucht.

Von Herbert Ehrl

Regenstauf/Nabburg. Was die einen oder anderen anfangs als schrullig betrachtet haben mögen, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem unverzichtbaren Archiv über die Entwicklung des Hilfs- und Sanitätsdienstes Rotes Kreuz. Gerhard Hofbauer ignorierte die anfänglichen Unkenrufe und schuf mit seiner leidenschaftlichen Sammlerarbeit einen Ort, an dem die Geschichte der Hilfsorganisation lebendig und authentisch bleibt: das Rotkreuz-Museum Ostbayern in Nabburg.

„Vor allem junge Menschen sind sehr interessiert, mit welch wenigen Mitteln sich bereits in der Pionierzeit engagierte Rotkreuzler in Notlagen helfen konnten.“ Gerhard Hofbauer

Sein wichtigstes Credo lautet: „Ich möchte, dass die alten Sachen nicht weggeschmissen werden. Vor allem junge Menschen sind sehr interessiert, mit welch wenigen Mitteln sich bereits in der Pionierzeit engagierte Rotkreuzler in Notlagen helfen konnten!“

Doch wie kam es eigentlich, dass Hofbauer auf und in diese Spuren geriet? Seine Tante nahm ihn als kleinen Buben mit zu den verschiedenen Veranstaltungen des Roten Kreuzes in Regenstauf. So wuchs er Stück für Stück ins Ehrenamt hinein – zuerst über das Jugendrotkreuz und dann über die Sanitätskolonnen/Bereitschaften.

Von klein auf erlebte er diesen humanitären Verband als große Organisation, für die es sich lohne, sich ehrenvoll einzubringen. Kein Wunder also, dass er in der Zeit beim JRK auch seine spätere Frau Martina kennenlernte.

Ebenso passt seine Berufswahl eindeutig in die sogenannte Rotkreuz-Schiene, denn er war lange Jahre als Pflegefachkraft in der Psychiatrie tätig. Bleibt zu erwähnen, dass sich die Hofbauers in all den Jahren beim Roten Kreuz in verschiedenen Tätigkeiten einbrachten – in Regenstauf auch in Leitungsaufgaben.

Das Erfahrungsspektrum von Gerhard Hofbauer lässt sich deshalb als besonders fundiert bezeichnen. Und das bildet wohl auch das solide Fundament für den Auf- und Ausbau des Rotkreuz-Museums.

Ja, er war immer schon „an den alten Rotkreuz-Sachen sehr interessiert“. Und in den 1980er Jahren hielt – auch in den hiesigen BRK-Dienststellen – der Zeitgeist einer Art Erneuerung Einzug.

Viele Kreisverbände mussten aus Platzgründen – inklusive der rettungsdienstlichen Vorhaltungen – neue Gebäude erstellen. „In dieser Zeit bestand die Gefahr, dass aus Platznot etliche Utensilien und Ausstellungsstücke unter die Räder kommen. Ich habe schnell gemerkt, dass mir das innerlich weh tat und dann war klar: Ich brauche Kontakte und Räumlichkeiten, um möglichst viele Gegenstände zusammenzutragen“, erinnert sich Hofbauer.

Er holte sich Tipps von einigen Profis

In dieser Zeit ließ er sich von Rotkreuz-Museums-Profis – zum Beispiel aus Nürnberg – beraten und folgte insbesondere diesem Tipp: „Bevor Du an ein Museum mit eigenen Räumlichkeiten zum Besuch von Interessierten denkst, musst Du dich bei den Kreisverbänden, den Landkreisen oder auch Schulen für Wanderausstellungen anbieten“.

„In dieser Zeit bestand die Gefahr, dass aus Platznot etliche Utensilien und Ausstellungsstücke unter die Räder kommen.“ Gerhard Hofbauer

Und das funktionierte bestens, wie Hofbauer zufrieden schmunzelnd feststellt. „Zuerst waren es wirklich nur kleine Gelegenheiten mit zwei Wandaufstellern, ein paar wenigen alten Geräten und historischen Rotkreuz-Gewändern. Schließlich waren wir dann auch bei den Katastrophenschutz-Kongressen in Weiden mit dabei und so wuchs unser Bekanntheitsgrad immer mehr.“

1999 erfolgte die Gründung eines Fördervereins, der den geeigneten juristischen sowie finanziellen Rahmen für die räumliche Umsetzung des Museums gewährleisten konnte. Zunehmende Bekanntheit bei den ostbayerischen Rotkreuz-Stellen bedingte fortlaufend die Zunahme von Exponaten und ebenso die nötige räumliche Erweiterung.

Eine Entwicklung, die Hofbauer stolz zurückblicken lässt. „Auch wenn es natürlich immer noch sein kann, dass uns das eine oder andere durch die Lappen geht.“ Diese Sorge treibt Hofbauer nach wie vor um, auch wenn er sich insgesamt mit der Erfolgsgeschichte sehr zufrieden zeigt.

Schon vier Umzüge gemeistert

Die mittlerweile vier Umzüge des Rotkreuz-Museums waren alle dem steigenden Raumbedarf geschuldet. Waren die ersten beiden Standorte noch in Regenstauf, so erfolgte schließlich mangels eines passenden Raumangebots der Umzug nach Nabburg.

Dieser Standort – angesiedelt am Krankenhaus – eignet sich mittlerweile bestens für große Gruppen und auch Schulklassen.

Das Motto des Rotkreuz-Museums Ostbayern lautet seit Anbeginn: „Geschichte hautnah erleben!“ Dafür gilt das besondere Augenmerk dem Erwerb weiterer interessanter Ausstellungsgegenstände und ebenso der Pflege der bestehenden Sammlung. Die notwendigen Mittel werden über den Förderverein eingebracht. 

Allerdings legt Hofbauer großen Wert darauf, dass die räumliche Umsetzung des Museums realistisch bleibt. „Wir wollen interessierten Menschen zeigen, was alles bei uns da ist. Das soll die Rotkreuz-Geschichte authentisch zeigen. Und es soll zugleich zeigen, dass die Menschen aus den damaligen Möglichkeiten das Bestmögliche gemacht haben, um Leben zu retten.“

Die ständige Ausstellung zeigt neben den klassischen Rotkreuz-Gemeinschaften unter anderem den sogenannten Suchdienst, den Luft- und Katastrophenschutz, einen Zahnarzt-Behandlungsraum – etwa aus dem Jahr 1930 – sowie viele Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände.

„Dass unser Museum heute in vieler Munde ist und wir uns über den Bekanntheitsgrad kaum sorgen müssen, ist ein Gemeinschaftswerk hoch engagierter Rotkreuzler.“ Gerhard Hofbauer

„Dass unser Museum heute in vieler Munde ist und wir uns über den Bekanntheitsgrad kaum sorgen müssen, ist ein Gemeinschaftswerk hoch engagierter Rotkreuzler“, meint Hofbauer.

In unserem Beitrag zum 75-jährigen Bestehen des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz hält er vor diesem Hintergrund fest: „Mein Dank gilt so vielen Menschen, die zum Teil weit über 20 Jahre Seite an Seite mitgeholfen haben. Ich darf mit diesem Dank stellvertretend einen Wegbegleiter seit der ersten Stunde hervorheben: den Kameraden Hermann Schönberger aus Parsberg. Und bin froh, dass er uns weiterhin mit Rat und Tat treu zur Seite steht."

Ein großer Dank an die Familie

Weiter erklärt der Regenstaufer: „Und ich vergesse auch meine Familie – und im Besonderen meine Frau Martina – nicht. Ohne ihre tatkräftige sowie moralische Unterstützung in all den Jahren wäre die gesamte Museums-Arbeit nicht möglich gewesen.“

So denke er zum Beispiel besonders gern an das Jahr 2002, als sich – inszeniert durch Herbert Ehrl – die Gelegenheit ergab, im Rahmenprogramm bei der Filmpremiere des Remakes von Josef Martin Bauers Buch „So weit die Füße tragen“ im Regensburger Regina-Kino dabei zu sein.

Regisseur Hardy Martins sowie Hauptdarsteller Bernhard Bettermann wiesen damals in der Diskussion mit dem Publikum auf das historische Verdienst des Roten Kreuzes hin – insbesondere durch die Kriegsgefangenen-Hilfe und den Suchdienst.

Viele Exponate aus dieser Zeit sind liebevoll im Rotkreuz-Museum zusammengestellt und finden dort großen Anklang. An einem Nachmittag im September beispielsweise bei Renate Schönberger, die mit ihrer jüngsten JRK-Gruppe, sechs- bis achtjährigen Kindern aus Trausnitz, zu einer Erkundungstour nach Nabburg gekommen ist. Fachlich wird die Gruppe begleitet vom JRK-Profi Konrad Betz. Nach kindgerechten Impulsen an den jeweiligen Stationen können die jungen Besucher Fragen stellen. 

Aus ihrem Interesse lässt sich ablesen, mit welch hohem Engagement sie alle beim Roten Kreuz bei der Sache sind. Beim Verabschieden sind sich alle Kinder sicher, dass sie hier bei nächster Gelegenheit noch einmal mit ihren Eltern vorbeischauen.

Ja, so klingen Erfolgsgeschichten…

 

Hintergründe zum Museum:

  • Adresse: Rotkreuz-Museum Ostbayern, Krankenhausstraße 25, 92507 Nabburg
  • Öffnungszeiten (Februar bis November): Jeden ersten/dritten Sonntag im Monat und jeden zweiten/vierten Dienstag im Monat, jeweils 14 bis 17 Uhr – oder nach Vereinbarung!
  • Kontakt: Gerhard Hofbauer, Telefon (09402) 4405, E-Mail GHofbauer@t-online.de