Bedeutet diese Initiative eine Revolution für den Pflege-Alltag?

Mitarbeiter-Teams aus zehn ausgewählten Häusern im Freistaat – darunter die beiden Pflege-Einrichtungen des Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz in Neumarkt und das Seniorenzentrum Deggendorf – nehmen an einem landesweiten BRK-Projekt teil. Es hebt die Fachkraftquote auf und lenkt den Blick auf die Pflegegrade der Bewohner. „Wir wollten diese Reform aktiv angehen und dabei innovativ und kreativ sein“, erklärt Michael Döschl, Bereichsleiter Pflege beim Kreisverband Deggendorf.

Von Frank Betthausen

Regensburg. Das Thema Pflege war Brigitte Meyer schon immer ein großes Anliegen – und so war es für die Vize-Präsidentin des BRK eine Herzenssache, die Schirmherrschaft für ein neues, landesweites Projekt zu übernehmen, das den Pflegealltag in den Seniorenheimen nach Ansicht von Fachleuten revolutionieren könnte.

Am Dienstag ist es an der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Regensburg – sie begleitet das von der GlücksSpirale geförderte Projekt als externes Fortbildungs- und Beratungsinstitut – offiziell gestartet worden.

„Man weiß schon ganz, ganz lange, dass wir in der Pflege auf einen Notstand zulaufen werden – dass wir eine Riesenmauer haben, auf die wir zurennen." BRK-Vizepräsidentin Brigitte Meyer

Mitarbeiter-Teams aus zehn ausgewählten BRK-Häusern im Freistaat – darunter die beiden Pflege-Einrichtungen des BRK-Bezirksverbands Niederbayern/Oberpfalz in Neumarkt und das BRK-Seniorenzentrum Deggendorf – hörten dort unter anderem ein Impuls-Referat von Referentin Hannelore Josuks und setzen sich intensiv mit den Veränderungen auseinander, die auf ihre Heime zukommen.

Das Projekt der Landesgeschäftsstelle, das unter der Leitung von Nelleke Jakob aus der Abteilung Senioren & Pflege steht, trägt den Titel „§113c SGB XI Personalbemessung im BRK“.

Es hat zum Ziel, stationäre Einrichtungen bei der Einführung der neuen Personal-Anhaltswerte zu begleiten, die über das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz ab dem 1. Juli bundesweit einheitlich eingeführt werden.

„Das Projekt dreht sich, kurz gesagt, um die Personalsituation in der Pflege und darum, dass die Fachkraftquote aufgehoben wird und der Blick eher auf die Pflegegrade der Bewohner gerichtet wird“, erläuterte Jakob. Durch die Neuverteilung von Aufgaben müssten sich die Einrichtungen anders organisieren. „Dabei unterstützen wir sie", sagte die Projektmanagerin.

Brigitte Meyer ging in ihrem Grußwort mit eindringlichen Worten auf die „händeringende Suche nach Pflegekräften“ und die Situation in der Branche ein. „Man weiß schon ganz, ganz lange, dass wir in der Pflege auf einen Notstand zulaufen werden – dass wir eine Riesenmauer haben, auf die wir zurennen“, sagte sie. Bis dato sei dabei immer nur an Stellschrauben gedreht worden. Tatsächliche durchgreifende Veränderungen seien bisher „einfach nicht geglückt“.

„Wir haben schon länger einen anderen Weg gesucht, um auf den Fachkräftemangel zu reagieren.“ Jens Küneth, Leiter der BRK-Pflege-Einrichtungen in Neumarkt und Woffenbach

Vor diesem Hintergrund gab sie sich mit Blick auf das in Regensburg in die Spur gehobene Projekt mehr als optimistisch. Meyer bezeichnete die Initiative als „eine Chance für die Mitarbeiter – in einer Zeit, in der wir jede Chance ergreifen sollten“.

Eine Aussage, die Jens Küneth, Leiter des Seniorenzentrums Woffenbach sowie des Senioren- und Pflegeheims Neumarkt, nur unterstreichen konnte. Er hatte sich zusammen mit stellvertretender Einrichtungsleiterin Katharina Bauereisen um die Projektteilnahme beworben. Die beiden verfolgten mit Christine Tröller, Pflegedienstleitung des Heimes in der Neumarkter Friedenstraße, die Auftaktveranstaltung.

„Wir haben schon länger einen anderen Weg gesucht, um auf den Fachkräftemangel zu reagieren“, sagte Küneth am Dienstag. Das jetzt aus der Taufe gehobene Projekt sei eine gute Möglichkeit, dazuzulernen und neu mit dem Thema umzugehen.

Ähnlich sah es Michael Döschl, Bereichsleiter Pflege beim BRK-Kreisverband Deggendorf. Der Entschluss, sich in diese Initiative einbringen zu wollen, sei schnell gefasst gewesen. „Wir wollten diese Reform aktiv angehen und dabei innovativ und kreativ sein“, erklärte er.

Die Projekt-Arbeit schultert er im Trio mit Hannelore Well, der Leiterin des Seniorenzentrums Deggendorf, und Pflegedienstleiter Amir Ismaili. Döschl lobte die Kollegen für ihren „guten Teamgeist“ und ihre „stabile Führung“.

Beide hätten sich sofort gemeldet und bereiterklärt, die Bewerbung um das Projekt mitzutragen. „Die fachliche Begleitung sehen wir – gebündelt mit unseren eigenen Erfahrungen – als großen Mehrwert“, meinte der Bereichsleiter.