Vom Jura-Studium über das Hotel-Management zum Pflegeberuf

75 Jahre BRK-Bezirksverband: Alfred Wiesmüller aus Arrach ist ein Spätberufener. Nach 14 Jahren in der Hotelbranche hat er neu angefangen und sich für eine Ausbildung zum Pflegefachmann entschieden. Dabei hat er sich Zeit gelassen und genau hingeschaut. „Mir war die Erkenntnis wichtig, ob man in diesem Beruf automatisch nach ein paar Jahren abstumpft oder ob man immer noch frisch und neugierig sein kann.“ Nach einer herausfordernden Lehre in Corona-Zeiten rät der Mitarbeiter aus dem Pflegeheim in Zandt jüngeren Menschen und Späteinsteigern: „Schaut neugierig und aufgeschlossen in die Einrichtungen hinein! Das ist kein 08/15-Job. Das ist Berufung, wenn es einen berührt. Im Zweifel sage ich: Just do it!“

Von Herbert Ehrl

Zandt. Leicht hat es sich Alfred Wiesmüller in seinem beruflichen Leben nie gemacht. Er suchte immer wieder Herausforderungen. Stillstand war nie sein Ding. Dass Rückbesinnung dennoch einen Weg nach vorne bedeuten kann, davon ist Wiesmüller, der als Spätberufener in der Corona-Zeit eine Ausbildung zur Pflegefachkraft machte und im BRK-Senioren-, Wohn- und Pflegeheim in Zandt (Landkreis Cham) arbeitet, heute überzeugt.

„Da gab es auch mehrere Gespräche auf der Leitungsebene, die mir ein gutes Gefühl vermittelt haben." Alfred Wiesmüller, Pflegefachkraft

Und: Er macht sich viele Gedanken darüber, wie anderen der Pflegeberuf schmackhaft gemacht werden könnte. Denn von Allgemeinplätzen hält er nicht viel. Jüngeren Menschen – oder auch Späteinsteigern, wie er einer war – rät Wiesmüller: „Schaut neugierig und aufgeschlossen in die Einrichtungen hinein! Das ist kein 08/15-Job. Das ist Berufung, wenn es einen berührt. Im Zweifel sage ich: Just do it!“

Das soziale Metier rund um seinen Zivildienst hatte den Arracher einst schon sehr beeindruckt. Die einfühlsamen Kontakte zu Menschen, die auf Begleitung im Alltag und psychosoziale Unterstützung angewiesen waren!

Plötzlich stand Zandt auf seiner Liste ganz oben

Bei allem Respekt vor dieser Arbeit und trotz der positiven Eindrücke war der Weg für Wiesmüller nicht der bevorzugte. So nahm er ein Jurastudium auf. Im Anschluss an die Studienjahre war er 14 Jahre in der Hotelbranche tätig – in leitender Funktion in Oberbayern.

Nach diesem erfolgreichen Abschnitt sah er die Notwendigkeit für eine persönliche Zäsur gekommen. Ihm wurde bewusst, dass ihm der Kontakt zu beziehungsweise die Arbeit mit Menschen abging.

Die Erinnerungen an seinen Zivildienst bestärkten ihn in seinem Entschluss, sich beruflich neu zu orientieren. Damit verbunden war für Wiesmüller der Wille, von der Großstadt zurück in die ländlichen Gefilde zu wechseln.

Zurück in der Heimat machte er mehrere Praktika in verschiedenen Pflegeeinrichtungen und wollte bei dieser Gelegenheit erspüren, wo er sich eine Ausbildung am besten vorstellen konnte. So stand Zandt plötzlich auf seiner Liste.

„Da gab es auch mehrere Gespräche auf der Leitungsebene, die mir ein gutes Gefühl vermittelt haben, und ich hatte bald den Eindruck, dass die Sympathien erwidert wurden und dass viel gegenseitiger Vertrauensvorschuss vorhanden ist“, sagt er in der Rückschau.

Besonders beeindruckt habe ihn, dass es im BRK-Senioren-, Wohn- und Pflegeheim Zandt so familiär zugegangen sei. „Denn so lässt es sich auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gut umgehen, wenn es menschlich zugeht!“ Eine Aussage, die für ihn bis heute gilt!

Natürlich habe er es sich nicht leicht gemacht. Für ihn sei es damals besonders wichtig gewesen, herauszufinden, wie es langjährigen Fachkräften gehe. „Mir war die Erkenntnis wichtig, ob man in diesem Beruf automatisch nach ein paar Jahren abstumpft oder ob man immer noch frisch und neugierig sein kann!“ Und auch in dieser Hinsicht habe er Glück gehabt, weil seine Stationsleiterin ihm das positiv vorgelebt habe – das habe seinen Respekt zusätzlich gesteigert.

„Mir war immer wichtig, dass die Professionalisierung der Pflege aus Fachsicht vorangetrieben wird." Alfred Wiesmüller, Pflegefachkraft

Eine echte „Prüfung“ wartete während der generalistischen Ausbildung durch die Pandemie auf ihn. Corona mit seinen mannigfaltigen Einschränkungen hatte massive Folgen für den schulischen Bereich. „Die bunte Mischung aus 17- bis 51-jährigen Schülern und Schülerinnen wusste oft nicht, wie es weitergeht“, erzählt er. Auch in den Praxisstellen hätten die Nerven durch die nie dagewesene Situation nicht selten brachgelegen.

„Da haben wir noch viel Arbeit vor uns"

All das konnte Wiesmüller nicht von seinen Plänen abbringen. Im Gegenteil! Er sah es als besondere Herausforderung an, seine Ausbildung in dieser schwierigen Zeit zu absolvieren. „Mir war immer wichtig, dass die Professionalisierung der Pflege aus Fachsicht vorangetrieben wird und dass die notwendigen rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sichergestellt werden. Und da haben wir alle noch viel Arbeit vor uns“, ist sich Wiesmüller sicher.

Im Rückblick ist er stolz auf sich, dass er die Laufbahn als Pflegefachmann eingeschlagen hat. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens! Der erste Schritt ist getan!“ So, wie Wiesmüller das sagt, lässt sich erahnen, dass er bereit ist, weitere Schritte zu gehen. Und in der Pflege sind schließlich nach oben viele Wege offen…