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Ein Streifzug durch Ostbayerns BRK-Geschichte

Wann und wie entstand eigentlich der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz? Der frühere Leiter der Seniorenwohn- und Pflegeheime Zandt und Wilting, Herbert Ehrl, hat sich in seinem Ruhestand tief in die Geschichte gewühlt und einen Beitrag über seine Nachforschungen verfasst.

Von Herbert Ehrl

Regensburg. Die Idee von Rotkreuz-Gründer Henry Dunant kam in Bayern spätestens im Dezember 1869 zum Tragen – auch wenn es ähnliches, vorbereitendes Gedankengut hier bereits zehn Jahre zuvor gab. Königin Marie von Bayern hatte seinerzeit in Sorge um die zu erwartenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Österreich dazu aufgerufen, dass sich alle bayerischen Frauen und Mädchen einem Landesverband anschließen. Hauptziel war es, Verbandsmittel für das „vaterländische Heer“ zu beschaffen.

Offiziell erfolgte die erste Rotkreuz-Einbindung mit dem Namen „Bayerischer Frauenverein vom Roten Kreuz“ am 18. Dezember 1869. Durch einen Beschluss im Jahr 1874 gründete der Verein eigene Krankenpflegeschulen, in deren Folge die „Schwesternschaften vom Roten Kreuz“ hervorgingen.

Die Entstehung und Entwicklung der Sanitätskolonnen der Männer verlief ähnlich, als König Ludwig II. 1866 anregte, einen „Allgemeinen Invaliden- und Unterstützungsverein“ unter dem Zeichen des Roten Kreuzes ins Leben zu rufen. Zwei Jahre später wurde der Schwerpunkt der Unterstützung auf die Pflege verwundeter und erkrankter Soldaten im Felde verlegt.

Freiwillige Sanitätskolonnen

Im April 1874 beschloss der „Rotkreuz-Verein“, freiwillige Sanitätskolonnen an den Sitzen der Kreisregierungen zu gründen – so auch in Regensburg. Der „Bayerische Landesverein vom Roten Kreuz“ schloss sich dann auch am 24. Januar 1921 aus den entsprechenden Landesverbänden von Frauen und Männern zusammen.

Am 9. Dezember 1937 kam es zur Auflösung des Rotkreuz-Landesvereins, der Schwesternschaften sowie der Sanitätskolonnen. Stattdessen wurden zwei dirigistische Landesstellen geschaffen, eine in München und eine in Nürnberg. Die niederbayerische Region mit ihren Kreisstellen, männlichen und weiblichen Bereitschaften und Ortsgemeinschaften gehörte zu München, die oberpfälzische zu Nürnberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Zwangs-Organisationsform des Roten Kreuzes in Bayern aufgelöst.

Dr. Karl Scharnagl – von der amerikanischen Besatzungsmacht als Münchner Oberbürgermeister eingesetzt – erhielt am 22. Mai 1945 die Vollmacht der Militärregierung, die Neubildung eines selbstständigen Roten Kreuzes in Bayern vorbereiten zu lassen. Einen Monat später erfolgte mit Zustimmung der Amerikaner die Neugründung des „Bayerischen Roten Kreuzes“.

Zugleich verlieh der Bayerische Ministerpräsident Dr. Fritz Schäffer dem Bayerischen Roten Kreuz die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Verfügung des Hauptquartiers der 3. US-Armee an Schäffer beschrieb den klaren Auftrag: „Das Bayerische Rote Kreuz ist die gemeinnützige, unpolitische Rotkreuz-Organisation in Bayern, die für alle Personen, die in Unglück und Not geraten sind, zu sorgen hat.“

Kriegsgefangenenhilfe als ein Schwerpunkt

Die Schwerpunkte waren damals unter anderem die Flüchtlingsfürsorge, der Nachforschungsdienst und die Kriegsgefangenenhilfe, der Aufbau von Erste-Hilfe-Einrichtungen und Pflegeausbildung, der Betrieb der Krankenhäuser des ehemaligen Deutschen Roten Kreuzes und die Durchführung des Krankentransportes.

Im November sowie im Dezember 1945 wurden die bestehenden zwei Landesstellen mit Schwaben sowie Niederbayern/Oberpfalz erweitert. Aus diesen vier Landesstellen gingen schließlich die heutigen fünf Bezirksverbände hervor.

Seit dem 1. Dezember 1945 wurden die Regierungsbezirke Niederbayern und die Oberpfalz in der Struktur des Bayerischen Roten Kreuzes in einer eigenen Landesstelle zusammengeführt. Die erste, quasi selbstständige und eigenverantwortliche Landesversammlung des Bayerischen Roten Kreuzes am 11. und 12. April 1947 in Ingolstadt brachte eine neue Satzung heraus, die auch die Umbenennung der bisherigen Landesstellen in Bezirksverbände ergab.

Die Geburtsstunde des BRK-Bezirksverbandes Niederbayern/Oberpfalz lässt sich somit auf den 13. September 1947 datieren. Hier wurde bei der ersten Hauptversammlung – wie es damals noch hieß – Carl Lanz, Präsident der IHK, zum Vorsitzenden gewählt.

Bezirksgeschäftsführer war Carl Heindl. In all den Jahrzehnten sind die Herausforderungen für das Rote Kreuz nicht weniger geworden. So sei nur an die Linderung der Not und der Schicksale nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert oder später an die Umsetzung aus den Folgen der Gebietsreform 1972.

BRK-Bezirksverbände verstehen sich von jeher als Bindeglied zwischen Landes- und Kreisebene. Im Vordergrund wird die beratende Unterstützung bei der Wirtschaftlichkeit gesehen – ebenso bei der fachlichen Begleitung der großen Arbeitsfelder wie Rettungsdienst und Pflege.

Pioniergeist und Know-how

Konzentrierte Kompetenzen, etwa beim Katastrophenschutzkongress, zeigen eindrucksvoll das Spektrum der Rotkreuz-Arbeit, da hier auch alle Gemeinschaften gleichermaßen mit ihrem Know-how eingebunden sind. Bergwacht, Wasserwacht, Bereitschaften und Jugendrotkreuz: Sie alle haben exzellente Leistungsbilanzen, die sich auch aus dem Pioniergeist früherer Führungspersönlichkeiten ableiten.

Der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz lebt von der Vielfalt, Kraft und Kompetenz in seinen 16 Kreisverbänden, die in all den Jahrzehnten in Ostbayern dazu beigetragen haben, dass das Rote Kreuz in der Bevölkerung ein hohes Ansehen genießt.